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Das Protestcamp vor dem Reichstag

© picture alliance/dpa/Jörg Carstensen

Exklusiv

„Märtyrer“-Verehrung und Mordaufrufe: Terror-Anhänger im Berliner Protestcamp vor dem Bundestag

In dem propalästinensischen Zeltlager vor dem Reichstag halten sich deutlich radikalere Akteure auf als bislang bekannt. Manche prahlen mit Waffen.

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Offiziell setzen sie sich für die notleidenden Zivilisten von Gaza ein. Doch unter den Israelhassern, die seit anderthalb Wochen in einem Protestcamp auf der Reichstagswiese ausharren, finden sich deutlich radikalere Aktivisten als bislang angenommen.

Einige von ihnen rufen im Netz offen zu Terrortaten auf, posieren mit Waffen und preisen den „Märtyrertod“. Andere verbreiten Reden Adolf Hitlers, in denen dieser gegen Juden hetzt.

Besonders auffällig agiert dabei eine Gruppe junger Männer, die aus Gaza beziehungsweise dem Westjordanland stammen, erst vor zwei Jahren nach Griechenland eingereist sind und seit vergangenem Sommer in Berlin leben. Zu ihnen gehört Hakim Awad (Name geändert), der bei Berliner Demonstrationen in den vergangenen Wochen häufig als Einpeitscher fungierte und dabei über das Mikrofon Parolen vorgab, die von der Menge wiederholt wurden.

Während Hakim Awad bei solchen Protestveranstaltungen noch halbwegs moderat auftritt, feiert er in den sozialen Netzwerken unverhohlen Mordanschläge. So beklatscht er etwa eine Terrorattacke, bei der ein Attentäter im Juli 2023 in Tel Aviv mit seinem Auto in eine Menschenmenge raste. Die Hamas reklamierte den Anschlag damals für sich.

Fan der „Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden“

Unübersehbar ist seine Verehrung sogenannter „Märtyrer“ – Terroristen, die im Kampf gegen den jüdischen Staat ums Leben kamen. Einen preist Hakim Awad mit den Worten: „Oh Glücklicher, der mutig und ehrenhaft lebte und als Märtyrer ging.“ Im Gedenken an einen anderen schreibt er: „Möge Gott deine Seele segnen, du Krone des Kopfes.“

In zahlreichen Beiträgen gibt sich Hakim Awad zudem als Anhänger des Terroristen Ibrahim Al Nabulsi zu erkennen – dem lokalen Anführer der „Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden“, der als „Löwe von Nablus“ bekannt und vor zwei Jahren bei einem Feuergefecht von israelischen Sicherheitskräften ausgeschaltet wurde.

Die Polizei hat seine Personalien überprüft

Bei einer Demonstration in Berlin trug Awad auch ein Shirt mit dem Konterfei von Al Nabulsi. Zudem existiert noch eine zweite verstörende Aufnahme von Hakim Awad aus Berlin. Diese zeigt ihn vermummt auf der Straße des 17. Juni, um seine Stirn hat er sich ein grünes Stoffband gebunden.

Mittlerweile ist Hakim Awad polizeibekannt. Erst am Dienstagabend wurde er auf dem Gelände des Protestcamps kurzzeitig von Beamten festgenommen, nachdem er antiisraelische Parolen gerufen hatte. Nach Feststellung seiner Personalien durfte er gehen und kehrte ins Camp zurück.

Hassbotschaft eines Camp-Teilnehmers

© Screenshot: Instagram

Zu Awads Umfeld zählt ein weiterer Extremist, der offenbar aus Syrien stammt und sich ebenfalls seit mehr als einem Jahr in Berlin aufhält. Auf Instagram posiert dieser mit Messern sowie einer verdeckt getragenen Schusswaffe. Ob es sich hierbei um eine sogenannte Soft-Air-Pistole oder eine scharfe Waffe handelt, ist anhand der Bilder auch für Experten nicht erkennbar.

Ein weiterer Teilnehmer des Berliner Protestcamps prahlt auf Instagram mit seiner Machete. Ein anderer verbreitet Reden Adolf Hitlers, in dem dieser gegen Juden hetzt und ihnen schädliche Einflüsse auf die Gesellschaft vorwirft. Derselbe Aktivist ruft auch zur Ermorderung von Israelis aus: „Lasst sie alle furchtbar sterben. Löscht Israel aus der Landkarte.“

Eine antisemitische Hassrede im Zeltlager

Wie bei Hakim Awad handelt es sich bei diesem Mann nicht bloß um einen Mitläufer, sondern um einen zentralen Akteur der Szene. Auf Demonstrationen der vergangenen Wochen fungierte er regelmäßig als Redner und Anheizer, beschimpfte Israel beispielsweise als „unmoralischsten und aggressivsten Haufen, den die Welt je gesehen hat“.

Auch im Protestcamp vor dem Reichstag hat der Mann nun eine Rede gehalten. Darin verbreitete er diverse antisemitische Verschwörungslügen. So behauptete er allen Ernstes, „Zionisten“ steckten hinter dem Völkermord von Ruanda im Jahr 1994. Für seine Hassrede erhielt der Mann Applaus von den anderen Campteilnehmern.

Das Zeltlager wurde Anfang vergangener Woche von Berliner Pro-Palästina-Aktivisten gegründet, die auch für den „Palästina-Kongress“ in Tempelhof mobilisierten. Dieser dauerte statt der ursprünglich geplanten drei Tage nicht mal eine Stunde. Dann schritt die Polizei ein und beendete die Veranstaltung. Nach dem frühen Aus des Kongresses fanden sich viele Teilnehmer auf der Reichstagswiese ein.

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