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© ZB

200 Jahre Naturkundemuseum: Liebling, sie haben den Saurier geschrumpft!

200 Jahre Naturkundemuseum – das ist schon eine Sonderbriefmarke wert.

Auch wenn man weiß, dass der Brachiosaurus brancai im Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße das größte ausgestellte Dinosaurierskelett der Welt ist – seine Dimensionen werden erst im Vergleich so richtig deutlich. Besonders riesig nimmt er sich gegen die neue Sonderbriefmarke aus, die am Dienstag in Anwesenheit von Werner Gatzer, Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, im Schatten des 13 Meter und 27,2 Zentimeter hohen Landsauriers vorgestellt worden ist. Er war ja bei der kürzlich abgeschlossenen Renovierung sogar noch ein Stück gewachsen – und steht jetzt aufrechter als früher; neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sei Dank.

Die 45-Cent-Marke wird in einer Auflage von zwölf Millionen Stück vom Bundesfinanzministerium herausgegeben und würdigt das 200-jährige Bestehen des Naturkundemuseums, das jährlich über 500 000 Besucher anzieht. Mit 30 Millionen Objekten besitzt es die größte deutsche Forschungssammlung im Bereich der Zoologie, Paläontologie und Mineralogie. Die Briefmarke zeigt das berühmte Brachiosaurus-Skelett und einen Ausschnitt aus der „Biodiversität-Wand“ des Museums. Die soll anhand von 3000 Tieren die Vielfalt heutiger Lebensformen darstellen. „Als man vor rund zehn Jahren die Bedeutung der Artenvielfalt und die Notwendigkeit ihrer Erhaltung erkannte, erlebten die naturkundlichen Museen einen großen Aufschwung“, sagt Ferdinand Damaschun, Abteilungsleiter für Ausstellungen. Der 59-Jährige kam bereits 1974 als junger Physiker in das 1889 von August Tiede errichtete Museumsgebäude in der Invalidenstraße. Studiert hatte Damaschun an der Humboldt- Universität, der Wiege des Naturkundemuseums: Es ist aus drei Museen hervorgegangen, von denen zwei zum Wintersemester 1810 gleichzeitig mit der Gründung der Berliner Universität Unter den Linden eingerichtet wurden. Damit fällt das genaue Datum für das 200-jährige Jubiläum auf den Herbst 2010, gefeiert werden soll es unter anderem mit einer großen Ausstellung zur Museumsgeschichte.

Darin kennt sich Damaschun hervorragend aus, viel Spannendes kann er erzählen: Über die Phase des großen Wachstums der Sammlungen bis 1918, die auch mit der deutschen Kolonialgeschichte zu tun hat. Oder über die NS-Zeit, in der deutsche Wissenschaftler die Wurzeln des Ariertums in Tibet suchten. Im September 1945 öffnete das Haus – das im Krieg bis auf den zurzeit im Aufbau befindlichen Ostflügel kaum zerstört worden ist – als erstes Museum Berlins wieder seine Türen. „Schon der zweite Vortrag handelte vom Liebesleben der Schmetterlinge – ist das nicht wunderschön?“ fragt Damaschun. Die Jahre in der DDR hat er zum Teil selbst miterlebt. „Auch wenn die Reisemöglichkeiten eingeschränkt waren und der Direktor natürlich Parteimitglied sein musste – ein bisschen lebten wir auf unserer eigenen kleinen Insel. Der ideologische Druck war nicht sehr groß“, erinnert er sich.

Besonders begrüßt er, dass im neuen Ostflügel, in dem vor allem die „Nass- Sammlungen“ mit in Alkohol konservierten Tierpräparaten untergebracht werden sollen, die untere Etage den Besuchern offen stehen wird. „Damit wollen wir nach mehr als hundert Jahren die harten Grenzen zwischen Sammlungen und Ausstellungen einreißen – ein tolles Konzept“, sagt Damaschun. Er freut sich auf den Herbst.

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