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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Die gute Frage: Warum läuft bei Kälte die Nase?

Die Nase hat viel mehr Aufgaben als nur riechen. Dazu zählt auch die Erwärmung der eingeatmeten kalten Luft. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie im Winter läuft.

Eine Kolumne von Henrike Berkefeld

„Wenn warme, feuchte Luft aus den Lungen im vordersten Abschnitt der Nase auf kältere Nasenwände und kalte äußere Luft stößt, kondensiert das Wasser“, erklärt Michael Soyka, leitender Arzt in der Rhinologie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsspitals Zürich. Dies ist ein physikalischer Effekt, der im Winter auch beim Betreten warmer Räume zuschlägt, wenn sich kleine Wassertröpfchen durch Kondensation auf der Brillenoberfläche bilden und die Sicht versperren.

„Neben diesem rein physikalischen Phänomen, kommen aber auch noch spezifische Nasenphänomene hinzu“, so Soyka. Denn die Nase ist ein Wunderwerk hinsichtlich seiner vielseitigen Funktionen: Sie befeuchtet die Einatmungsluft, wenn diese zu trocken ist, reinigt diese und wärmt sie im Winter auf. Sie entzieht der Ausatmungsluft Feuchtigkeit, um selbst nicht zu stark auszutrocknen, und besitzt darüber hinaus Gewebe, in dem das Immunsystem sehr aktiv ist.

Wenn man nun von einem warmen Ort in die eisige Kälte wechselt, ist das eine große Herausforderung für die Nase. Sie versucht mit allen Mitteln, die trockene Luft mit Feuchtigkeit zu versehen. Hierfür melden Kälterezeptoren in der Nase die kühle Temperatur, was unter dem Einfluss des parasympathischen Nervensystems zu einer Erweiterung der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut führt. Soyka: „Infolgedessen kommt es zum Anschwellen der Schwellkörper und somit zur Vergrößerung der Kontaktoberfläche zwischen Luft und Gewebe; dies kann zu einem Verstopfungsgefühl führen.“

Durch den verstärkten Blutfluss wird auch vermehrt Wasser ins Naseninnere gedrückt. Gleichzeitig sind Drüsen in der Nase aktiv, die ebenfalls Flüssigkeit produzieren. Die Nase läuft. Eine Studie aus Verona aus dem Jahr 2001 an Skifahrern ergab, dass knapp 50 Prozent der 144 Probanden so eine kälteinduzierte laufende Nase bekamen.

Neben dieser gesunden Reaktion auf äußere Kälte gibt es auch eine Überempfindlichkeit, die vor allem unter Allergikern verbreitet ist. Soyka berichtet: „Der Kältereiz löst eine deutlich heftigere Reaktion der Nase mit Verstopfungsgefühl und Nasenlaufen, zum Teil auch Nasenbrennen, aus. Diese Menschen reagieren entsprechend früher und ausgeprägter auf den Reiz von trockener kalter Luft.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Kolumnen auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel.

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