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Taraneh Alidoosti bei den Filmfestspielen in Cannes, Mai 2022.

© NorbertScanella/IMAGO/PanoramiC

Update

Proteste im Iran gegen Mullah-Regime: Bekannte Schauspielerin Taraneh Alidoosti festgenommen

Die 38-Jährige hatte sich in sozialen Medien wiederholt zu der iranischen Protestbewegung bekannt. Nun wird ihr vorgeworfen, „falsche und verzerrte“ Informationen verbreitet zu haben.

Die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti ist im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten im Iran am Samstagabend verhaftet worden. Die 38-Jährige habe „falsche und verzerrte“ Informationen verbreitet sowie „zum Chaos angestiftet“, meldete am Samstag die regierungsnahe Nachrichtenagentur Tasnim. Alidoosti hat sich mit der Protestbewegung solidarisiert, die durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im September im Gewahrsam der Sittenpolizei ausgelöst worden war.

Alidoosti sei auf Anordnung der Justizbehörde festgenommen worden, da sie „keine Dokumentation für einige ihrer Behauptungen“ über die Proteste vorgelegt habe, berichtete „Misan Online“, die offizielle Website der Behörde.

Neben Alidoosti seien auch andere „Berühmtheiten“ wegen „haltloser Behauptungen über die jüngsten Ereignisse und der Publikation provokativen Materials zur Unterstützung der Unruhen auf den Straßen“ verhört oder festgenommen worden, hieß es auf dem Portal.

Nach der Festnahme Alidoostis forderten am Sonntag Prominente und Menschenrechtsaktivisten den Iran auf, die 38-Jährige freizulassen. Sie sei eine der talentiertesten und bekanntesten Schauspielerinnen des Iran, erklärte Cameron Bailey, Chef des Toronto International Film Festivals, im Onlinedienst Twitter. „Ich hoffe, dass sie bald frei ist, um weiter die Stärke des iranischen Kinos zu repräsentieren.“

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Die britische Schauspielerin Nazanin Boniadi, die iranische Wurzeln hat, äußerte in Online-Netzwerken ebenfalls ihre Unterstützung für Alidoosti. Diese sei festgenommen worden, weil sie „in Solidarität mit den Demonstranten ein Foto von sich ohne den verpflichtenden Hidschab veröffentlicht hat“.

Frauen im Iran würden festgenommen und inhaftiert, weil sie sich weigerten, den „Zwangs-Hidschab“ zu tragen, erklärte die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran (CHRI). Darunter sei auch die Schauspielerin Alidoosti. „Die Macht der Frauenstimmen erschreckt die Machthaber der islamischen Republik“, hieß es weiter.

Solidarisch mit der Frauenbewegung

Taraneh Alidoosti gehörte zu den bestbezahltesten und international erfolgreichsten Schauspielerinnen im Iran. Vergangenen Monat veröffentlichte sie auf ihrer Instagram-Seite ein Foto von sich ohne das im Iran obligatorische Kopftuch und solidarisierte sich somit öffentlich mit der neuen Frauenbewegung und den seit drei Monaten andauernden Protesten. Damit setzte sie ihre Karriere aufs Spiel und wurde deshalb für ihren Mut im In- und Ausland gelobt.

Zudem hatte sie sich in Onlinenetzwerken wiederholt zu der Protestbewegung bekannt. Auch hatte sie zuletzt die Hinrichtung des jungen Demonstranten Mohsen Schekari angeprangert. „Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit“, schrieb die Schauspielerin auf Instagram zu der Hinrichtung.

Zu Alidoostis bekanntesten Filmen gehören unter anderem die Dramen „The Salesman“ sowie „Alles über Elly“, beide unter der Regie des zweifachen Oscar-Gewinners Asghar Farhadi. Dieses Jahr feierte sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere ihren neuesten Film „Leila's Brothers“. Die öffentliche Vorführung des Films in den iranischen Kinos wurde vom Kultusministerium verboten.

Bereits vor Beginn der aktuellen Protestwelle waren in diesem Jahr mehrere prominente Vertreter der iranischen Filmbranche festgenommen werden, darunter die international preisgekrönten Regisseure Mohammed Rasulof und Jafar Panahi, die sich weiterhin hinter Gittern befinden.

Bei den seit September andauernden Protesten wurden nach iranischen Angaben mehr als 200 Menschen getötet. Internationale Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 450 Toten aus. Tausende Menschen wurden festgenommen.

Die Demonstrationen richten sich unter anderem gegen die rigorosen Bekleidungsvorschriften für Frauen. Der nach ihrer Festnahme verstorbenen Amini war vorgeworfen worden, die Regeln für das Tragen des Kopftuchs missachtet zu haben. (dpa, AFP)

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