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US-Präsident Joe Biden während eines Treffens mit dem israelischen Premierminister Netanjahu

© dpa/MIRIAM ALSTER

US-Unterstützung für Ukraine und Israel : Welcher ist der falsche und welcher der richtige Krieg?

„Es gibt keinen Plan“ – das sagen die US-Republikaner über den Verteidigungskrieg der Ukraine und die US-Demokraten über den Verteidigungskrieg Israels. Haben beide recht?

Ein Kommentar von Malte Lehming

Welcher ist der falsche und welcher der richtige Krieg? Wer muss bedingungslos unterstützt werden? Was US-Demokraten derzeit über Israels Krieg im Gazastreifen gegen die Hamas sagen, ähnelt verblüffend den Aussagen von US-Republikanern über den Verteidigungskrieg der Ukraine gegen Russland. In spiegelbildlicher Rhetorik wird der Gegenseite unterstellt, keinen Plan zu haben, während die eigene Mission alternativlos sei.

Zunächst zur Ukraine. Die neuesten Daten des Umfrageinstituts „Pew Research“ zeigen einen klaren Trend. Die USA würden die Ukraine zu stark unterstützen, meinen 49 Prozent der Republikaner, aber nur 16 Prozent der Demokraten. Vor zwei Jahren waren es noch neun Prozent der Republikaner und fünf Prozent der Demokraten. Die Kluft hat sich entlang der Parteilinien dramatisch vergrößert.

Das war bereits in den zum Teil hitzigen Auseinandersetzungen über das 60,8 Milliarden Dollar umfassende Hilfspaket zu sehen, das nur knapp den Kongress passierte. Die Versicherung von US-Präsident Joe Biden, die Ukraine zu unterstützen, „solange es notwendig ist“, klingt in den Ohren vieler Republikaner wie ein Mantra.

Es fehle eine gut begründete Erfolgsaussicht, wird kritisiert. Trotz massiver Waffenlieferungen ändere sich der Frontverlauf seit Monaten kaum. Amerikanische Steuergelder versickerten folgenlos „im ukrainischen Sumpf“.

Nun zu den Stimmen der Demokraten über Israels Krieg im Gazastreifen gegen die Hamas. Für den Fall eines Einmarsches in Rafah fehle ein „glaubhafter Plan“ zum Schutz der Zivilbevölkerung, sagte Außenminister Antony Blinken am Sonntag. Außerdem vermisse die US-Regierung einen israelischen Plan für die Zeit nach dem Ende der Kämpfe. Rund drei Viertel der Demokraten lehnen inzwischen Israels Vorgehen im Gazastreifen ab.

Wenn die Armee den Gazastreifen verlasse, warnte Blinken, entstehe ein Vakuum, das wahrscheinlich „von Chaos und Anarchie“ und schließlich wieder von der Hamas gefüllt werde. Um den Druck zu vergrößern, hat Biden vorläufig die Lieferung Tausender schwerer Bomben nach Israel gestoppt. Prompt reagierten die Republikaner und sprachen von einem Sieg der Hamas.

Beide Kriege sind auf unheilvolle Weise in den Sog des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes geraten. Durch markige Worte an die Adresse der eigenen Klientel Haltung zu zeigen, ist wichtiger geworden als das strategisch Richtige zu tun. Womöglich haben beide Seiten zur Hälfte recht: Die Kriege sind einerseits alternativlos, ihre Perspektiven stimmen andererseits hoffnungslos.

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