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Kultur: Blick zurück im Glück

Seine Nächte schlägt er sich im Hörspielstudio des Deutschlandradios um die Ohren, wo er an der Endfassung seines neuen Hörstückes arbeitet.Aber auch sein heimisches Arbeitszimmer hat sich in einen Probenraum verwandelt, in dem Stefano Gianotti zusammen mit zwei Musikern seines "Teatro del taro", des Leuchtturm-Theaters, für sein Konzert im Ballhaus Naunystraße probt.

Seine Nächte schlägt er sich im Hörspielstudio des Deutschlandradios um die Ohren, wo er an der Endfassung seines neuen Hörstückes arbeitet.Aber auch sein heimisches Arbeitszimmer hat sich in einen Probenraum verwandelt, in dem Stefano Gianotti zusammen mit zwei Musikern seines "Teatro del taro", des Leuchtturm-Theaters, für sein Konzert im Ballhaus Naunystraße probt.Es ist nicht das erste Konzert, das der Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in der Stadt gibt.Auf eines blickt der in seiner künstlerischen Unbefangenheit schwer einzuordnende Komponist besonders gerne zurück: einen Abend in der Kreuzberger "Küche", bei dem er als Liedermacher einen sozusagen illegitimen Teil seines Oeuvres präsentieren konnte.

Nach einem Rückblick auf sein zu Ende gehendes Jahr in Berlin befragt, wirkt Giannotti glücklich über den Schub an Produktivität, den er hier erlebt hat: Neben kleineren Kompositionen entstanden zwei größere Radiohörstücke, lange vorbereitete Projekte konnten abgeschlossen werden, und in Kürze wird die dritte CD erscheinen.

Berlin, das war für Giannotti zunächst einmal die etwas beunruhigende Erfahrung frei verfügbarer Zeit für seine Arbeit als Komponist und Performer, denn im italienischen Lucca, wo er zu Hause ist und seinen Lebensunterhalt an der Musikschule verdient, muß er sich diese Zeit immer mühsam erkämpfen.Zwar fühlt sich Giannotti gegenüber dem Musikbetrieb zu eher satirischen Äußerungen genötigt, und ein Stück, wie das "Bürokratische Interludium", das am Sonnabend im Ballhaus Naunystraße zu hören sein wird, setzt das drastisch um; aber die Erfahrungen, die sich mit seiner alltäglichen Arbeit und dem Leben in Lucca verbinden, sind doch ein entscheidender Nährboden seiner Kunst.Musik in Verbindung mit konkreten Biografien und Topografien bildet das Hauptthema in seinen größeren Radiostücken: Seien es die Lieder und Erzählungen der Älteren, wie im "Ritratto di paese" (Bild einer Landschaft), die eines individualistischen Lebenskünstlers wie in den "Viaggi di Beppe" (Beppes Reisen), oder in den beiden von der Hörspielabteilung des SFB produzierten Hörstücken, in dem man seine Musikschüler aus Lucca in sehr vielschichtigen kontrapunktischen Montagen über ihr Leben sprechen hört, oder die Montage von Kinderstimmen aus vielen Ländern, die in ihren Muttersprachen mit den Wörtern für "Straße", "Wind" und "Spieldose" phantastisch ausgesponnene Geschichten erzählen.In seinem neuesten Klangstück, an dessen digitaler Montage er noch feilt, führt Giannotti sein Hauptthema in einer traumhaften Vision über die Bedrohung der Kommunikation durch Kommunikationsmaschinen aus, seine in Berlin geborene Tochter spielt dabei ebenso eine Hauptrolle, wie die diversen Arten von Anrufbeantwortern, denen man auch beim Konzert im Ballhaus begegnen wird.

Konzert mit dem "Teatro del Faro" am 23.1., 20 Uhr, im Ballhaus Naunystraße.

MARTIN WILKENUNG

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