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Kultur: Kurs auf Konkurs

Hannes Stöhrs Firmen-Satire „Global Player“.

Von Maris Hubschmid

Ein alter Mann bangt um sein Lebenswerk – und zieht die falschen Schlüsse. Stoff für Familien-Dramen wie „King Lear“ oder „Die Buddenbrooks“. Wenn sich abzeichnet, dass der Staffelstab an die nächste Generation weitergegeben werden muss, verwandeln sich Erwartungen oft jäh in Enttäuschungen.

Regisseur Hannes Stöhr, Kino-Experte für das hippe Multikulti-Berlin („Berlin Calling“), reist für seine neue Welterkundung dorthin, wo es noch echte Despoten gibt: ins Schwäbische. Hier will der 90jährige Paul Bogenschütz, Seniorchef mit Vetorecht, verhindern, dass Sohn Michael das Familienunternehmen nach China verkauft. Dabei droht dem Textilmaschinenbauer, der seit Monaten Kurzarbeit schiebt, wegen der Billigkonkurrenz aus Asien die Pleite. Schuld daran aber kann nur Michael sein: Die Jungs wissen nicht mehr richtig anzupacken.

Im beschaulichen Hechingen – Stöhr ist dort aufgewachsen – schlägt die Globalisierung wie ein Komet in die herrschaftliche Burg Hohenzollern ein, die die Besucher aus Shanghai gern gleich dazukaufen würden. Einstweilen bauen die Chinesen die Wertarbeit von „Bogenschütz & Söhne“ ohne Lizenz nach. Das Thema ist hochaktuell: Erst vergangenes Jahr wurde der schwäbische BetonpumpenWeltmarktführer Putzmeister dem chinesischen Konzern Sany einverleibt. Doch derlei will der Vater verhindern: Lieber sollen seine Töchter mal eben ihre Häuser verpfänden.

Walter Schultheiß spielt den Weltkriegsveteran und Wirtschaftswunderpatriarchen wunderbar bärbeißig. Seine Kinder (Christoph Bach, Ulrike Folkerts, Inka Friedrich) stehen für andere Werte, für individuelle Entfaltung. Auch Verantwortung definieren sie anders – was zu vielen mittelständischen Unternehmen passt, in denen die Nachfahren ihr Erbe einfordern und den Firmen so wichtiges Betriebskapital entziehen.

Stöhr legt seine Geschichte hintergründig komödiantisch an. Und wie ist dieser Generationenkonflikt im echten Leben zu lösen? Gar nicht. Maris Hubschmid

Central, Cinemaxx, Kulturbrauerei

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