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Demonstrierende vor dem Rammstein-Auftritt in Dresden

© dpa/Sebastian Kahnert

Rammstein-Konzerte in Dresden: Triumph geht vor Einkehr

Am Mittwochabend spielten Rammstein das erste ihrer vier Konzerte in Dresden. Die Show war, wer hätte es gedacht: wie immer. Auch die Peniskanone kam wieder zum Einsatz.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Es ist warm, es wird bald Sommer, es ist Festivalzeit, es ist die Zeit großer Open-Air-Konzerte. Und damit auch wieder Rammstein-Zeit. Selbst die größten Hallen für diese Band sind schon lange zu klein. Nach drei Auftritten in Prag spielten Rammstein am Mittwochabend in Dresden ihr erstes Deutschland-Konzert in diesem Jahr, vor 50.000 Menschen auf einem Freiluftgelände der Dresdner Messe.

Und die Show war: wie immer. Auch die Penis-Kanone kam zum Einsatz. Sie begleitet visuell den Song „Pussy“, spuckt Schaum und illustriert Zeilen wie „You´ve got a pussy, I have a dick, ah, so what´s the problem? Let´s do it quick.“ Als habe es die Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann nie gegeben, den aufwühlenden Sommer 2023, die Berichte über die Row-Zero, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Vilnius und Berlin, die dann wieder eingestellt wurden.

Es ist, wie es ist. Till Lindemann wurde nicht verklagt, und natürlich wird niemand gezwungen, auf ein Rammstein-Konzert zu gehen. Im Gegenteil. Und doch irritiert der triumphale Gestus, mit dem Lindemann Ende vergangenen Jahres auf Solo-Tour ging, sein Gedicht mit dem Titel „Aus Rot wird Braun“, in dem er sich als Opfer einer medialen Hetzjagd lyrisiert, seine Coverversion des Heroes-del-Silencio-Songs „Entre dos tierras“, in dessen Video-Teaser er einer sexuellen Gewaltfantasie freien Lauf ließ.

„Wir sind wieder da“

Was schrieben Rammstein auf ihrem Instagram-Account, als die ersten Vorwürfe gegen Lindemann publik wurden? „Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst.“ Und was sangen sie in ihrem Eröffnungssong in Dresden? „Auferstanden aus Ruinen/Glück für Menschen und Maschinen/Eilt herbei von fern und nah/Wir sind wieder da!“

Nur waren sie im Grunde nie weg gewesen mit ihrem ganzen Budenzauber, den Rammstein-Fans so lieben, mit ihrer Peniskanone. Diese ließ die Band vergangenen Sommer zumindest ein paar Konzerte lang in der Requisitenkammer stehen, so „getroffen“ war sie dann doch. Am Samstag und am Sonntag spielen Rammstein die Konzerte Nummer drei und vier in Dresden, später noch welche in Frankfurt und Gelsenkirchen. Und wie es ausschaut, ob das nun gefällt oder nicht, touren sie bis zum Sankt-Nimmerleinstag.

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