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PAUKEN & Trompeten: Schlafe, süßer kleiner Donald!

Im neuen Jahr wurde alles besser. Seit der Rückkehr von einem Aufenthalt in Wien war Robert Schumann wenig produktiv, womöglich sogar etwas faul gewesen.

Im neuen Jahr wurde alles besser. Seit der Rückkehr von einem Aufenthalt in Wien war Robert Schumann wenig produktiv, womöglich sogar etwas faul gewesen. Der Bruder Eduard war gestorben, Robert hatte gemerkt, wie schlecht es dem familieneigenen Geschäft wirklich ging. Im Sommer kam ein großer Gerichtsprozess in Gang, der Schwiegervater in spe setzte boshafte Gerüchte in die Welt, im Herbst starb eine alte Freundin. Aber dann: 1840, Prosit Neujahr.

Schon im Januar fing Schumann mit der Arbeit an Liedern an, die er „seiner geliebten Braut“ Clara Wieck widmen und nach dem typischen Blumenschmuck für junge Bräute „Myrthen“ nennen würde. Die Ränder dieses Straußes aus insgesamt 26 Liedern, der heute zu den unvergleichlich kunstvollen Zyklen zählt, die Schumann in diesem Jahr für Klavier und Gesangsstimme schrieb, werden augenblicklich als solche deutlich, heißt das erste Lied doch „Widmung“ und das letzte „Zum Schluss“. Beiden liegen Verse von Friedrich Rückert zugrunde, beide stehen in As-Dur – doch während das erste in üppigen Arpeggien und Akkorden schwelgt, klingt das letzte ganz schlicht. Von Heine und Goethe, vor allem aber von dem schottischen Dichter Robert Burns stammen weitere Gedichte der „Myrthen“, unter ihnen das hübsche Wiegenlied „Schlafe, süßer kleiner Donald, Ebenbild des großen Ronald“. Zum Zyklus gehört indessen auch das berühmte musikalische „Rätsel“ der sechzehnten Nummer, das lange dem Engländer Lord Byron zugeschrieben wurde, tatsächlich aber von Catherine Maria Fanshawe stammt, die schon zu Lebzeiten für ihre cleveren Gedichträtsel bekannt war: Schumann wählt die Tonart H-Dur, um den Lösungsbuchstaben von Anfang an anzudeuten und lässt das Lied selbstverständlich auch auf dem Ton h enden.

Ein paar Wochen nach der Fertigstellung der „Myrthen“ saß der junge Bräutigam bereits an seinem übernächsten Zyklus, der „Dichterliebe“ auf 16 Gedichte von Heinrich Heine. Im Hochsommer dann heiratete er, wenige Monate später legt er das Liederkomponieren auf Eis und fing erst viele Jahre später wieder damit an. Am Dienstag nun wird der Pianist András Schiff mit dem vormaligen Staatsopern-Ensemblemitglied Hanno Müller-Brachmann (Bariton) einige Nummern der „Myrthen“ und die ganze „Dichterliebe“ musizieren; als Rahmenstücke spielt Schiff Schumanns Fantasie op. 17 und die „Symphonischen Etüden“.

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