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Weltruhm erlangte Theo Adam als Wotan im "Ring der Nibelungen".

© Hansjoachim Mirschel

Zum 90. Geburtstag von Theo Adam: Sing, Sachse, sing

Er erlangte Weltruhm als Wotan im „Ring des Nibelungen" und überzeugte restlos in Singspielen wie „Zaide“ und „Zauberflöte“: Zum 90. Geburtstag des Bassisten Theo Adam.

„Am ausgeruhtesten wirkte der kernige Pogner des neuen Bassisten Theo Adam." 1955 nimmt der Tagesspiegel zum ersten Mal Notiz von ihm, bei der Eröffnung der wieder aufgebauten Staatsoper mit Wagners „Meistersingern“. Da hat der 29-jährige Dresdner schon eine beachtliche Karriere hinter sich. Sie beginnt mit elf Jahren beim renommierten Kreuzchor. Hier bekommt er das technische Rüstzeug, das es ihm ermöglicht, bis zu seinem 80. Geburtstag auf der Bühne zu stehen.

Kurz vor Kriegsende wird er eingezogen, gerät in Gefangenschaft und beginnt 1946, nach Dresden zurückgekehrt, zunächst ein Lehramtsstudium. 1949 aber wird er Mitglied im Ensemble der Semperoper, macht schnell von sich reden, debütiert 1952 in Bayreuth und wird drei Jahre später nach Berlin berufen. Gastengagements an weiteren Häusern kommen hinzu, als seinen großen Durchbruch wird Adam später die Titelrolle im Mozart’schen „Figaro“ 1956 in Frankfurt am Main bezeichnen. Weltruhm aber erlangt er als Wotan im „Ring des Nibelungen“. Nach der Stimmbandlähmung seines Konkurrenten George London wird er zum „Göttervater vom Dienst“, wie er es selber formuliert.

Insgesamt 28 Sommer lang ist er auf dem Grünen Hügel zu hören, als Devisenbringer und Aushängeschild des Arbeiter-und-Bauern-Staats darf er die ganze Welt bereisen. 1969 tritt Adam erstmals an der New Yorker Met auf, 1972 bei den Salzburger Festspielen. Ob an der Deutschen Oper West-Berlins oder in Buenos Aires – für ihn gibt es keine Grenzen. Er singt neben René Kollo auf Karajans „Meistersinger“-Einspielung, versucht sich auch als Regisseur, hat eine eigene Show im DDR-Fernsehen.

Die Musikbegeisterung liegt in der Familie

Diesen Dauererfolg ermöglicht neben der souveränen Gesangstechnik vor allem die Vielseitigkeit des Sachsen. In 5000 Aufführungen hat er 108 Partien interpretiert. 23 davon sind nun auf einer Drei-CD-Sonderedition nachzuhören, die Berlin Classics zum heutigen 90 Geburtstag des Bassisten herausgebracht hat: Wiederveröffentlichungen von Platten aus den sechziger und siebziger Jahren, die den „hohen Bass“ (Adam über Adam) auf dem Höhepunkt seiner Wandlungsfähigkeit zeigen. „Herr Adam, i muss Eana sagen, Ihre Stimme klingt wie a Cello von Stradivari“, hatte ihn Otmar Suitner gelobt, der legendäre österreichische Generalmusikdirektor der Lindenoper.

Eine vorbildliche Textverständlichkeit, die Flexibilität der Stimme, aber auch seine Phrasierungskunst erlaubten es Adam, ebenso Bachs Oratorien zu singen wie Kunstlieder und Opernrollen von der Klassik bis zur Moderne. Allein bei den italienischen Mozart-Rollen wirkt der Sprachklang zu eckig, in Singspielen wie „Zaide“ und „Zauberflöte“ überzeugt er restlos. Adams Wagner-Helden wirken menschlicher als heute gewohnt, mit feinen Pianoeffekten, weichen Bögen und samtigen Timbre.

Als Eremit in Webers „Freischütz“ hat Theo Adam Abschied von der Opernwelt genommen, mit jener Rolle, die 1949 seine erste große Aufgabe an der Semperoper gewesen war. Seitdem lebt er zurückgezogen in seinem Dresdner Haus am Elbhang in Loschwitz. Seine Musikbegeisterung hat er in der Familie mittlerweile über mehrere Generationen weitergegeben, ein Enkel ist ebenfalls Opernsänger geworden, seine Urenkelin Charley Ann Schmutzler gewann 2014 den TV-Meistersinger-Wettbewerb „The Voice of Germany“.

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