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Meinung: Als wär’s ein Wort von ihm

Die Israelis trauen ihren Augen nicht. Während sich Regierungsmitglieder mit Statements zurückhalten, um die Wahl von Mahmud Abbas und eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses nicht zu behindern, macht ihr moderater palästinensischer Wunschkandidat genau das Gegenteil: Abbas lässt sich von einem der meistgesuchten Terrorführer in Dschenin auf die Schultern heben, bewaffnete Extremisten salutieren vor ihm.

Die Israelis trauen ihren Augen nicht. Während sich Regierungsmitglieder mit Statements zurückhalten, um die Wahl von Mahmud Abbas und eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses nicht zu behindern, macht ihr moderater palästinensischer Wunschkandidat genau das Gegenteil: Abbas lässt sich von einem der meistgesuchten Terrorführer in Dschenin auf die Schultern heben, bewaffnete Extremisten salutieren vor ihm. Er schwört, den Weg Jassir Arafats weiterzugehen und erklärt die kämpfenden Extremisten zu „Helden“. Er betet überall das selbstbetrügerische Mantra herunter, nachdem die Palästinenser alles haben sollen: Jerusalem, einen Staat in den Grenzen von 1967 und eine Rückkehr aller Flüchtlinge nach Israel. Im besten Fall ist das nur Wahlkampfgetöse. Abbas galt bisher als farbloser, vom Volk wenig geliebter Funktionär. Nun will er mit populistischen Parolen etwas von der alten ArafatVerehrung auf seine Person umleiten. Da sein Wahlsieg aber relativ ungefährdet ist, hätte Abbas den Palästinensern besser die Wahrheit gesagt – dass es ohne ein Ende des Terrors und ohne schmerzhafte Kompromisse keinen Palästinenserstaat geben wird. Die Welt steht bereit, bei einer Neuauflage des Friedensprozesses zu helfen, und auch Israel will sich nicht vorwerfen lassen, eine Chance vergeben zu haben. Aber all das wird wenig nützen, wenn die neue Palästinenserführung weiter auf Arafats Spuren wandeln will. Abbas hat im Wahlkampf jedenfalls die Chance verpasst, mit einer verhängnisvollen Tradition zu brechen. clw

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