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Meinung: Nicht jede Seele wird durch Pillen glücklich

„Viele halten das Tempo nicht mehr aus“ vom 26. April 2005 Mit ihrem Vorschlag, nach zwei Wochen Lustlosigkeit bezogen auf Sex, Schlafstörungen, Alpträume und dem Gefühl der Gefühllosigkeit mit einer Medikamenteneinnahme für einige Wochen „gegenzusteuern“ wie bei Kopfschmerzen, scheint Frau Professor Heuser sich dann doch dem Zeitgeist anzuschließen, den sie eigentlich mit sonntäglichem Kirchgang und anschließendem Frühschoppen sowie Dreifamilienhäusern mit Gemeinschaftsgarten bekämpfen möchte.

„Viele halten das Tempo nicht mehr aus“ vom 26. April 2005

Mit ihrem Vorschlag, nach zwei Wochen Lustlosigkeit bezogen auf Sex, Schlafstörungen, Alpträume und dem Gefühl der Gefühllosigkeit mit einer Medikamenteneinnahme für einige Wochen „gegenzusteuern“ wie bei Kopfschmerzen, scheint Frau Professor Heuser sich dann doch dem Zeitgeist anzuschließen, den sie eigentlich mit sonntäglichem Kirchgang und anschließendem Frühschoppen sowie Dreifamilienhäusern mit Gemeinschaftsgarten bekämpfen möchte.

Es könnte ja immerhin sein, dass Depression oder depressive Verstimmung eines Menschen mit seinen seelischen Konflikten zu tun hat, mit denen er sich eventuell mit therapeutischer Hilfe auseinander setzen müsste.

Dr. Sieglind Schröder, Ärztin für Psychiatrie und Neurologie, Berlin-Lichterfelde

Frau Heuser vermittelt ein sehr eindimensionales und flaches Menschenbild und ihre Vorstellungen von Krankheitsentstehung sind entsprechend undifferenziert.

Stress ist der Schlüsselbegriff bzw. das Zauberwort für krankmachende Umwelteinflüsse. Sie gibt einige Ratschläge zur Erziehung und Lebensführung, deren Relevanz fragwürdig ist. Und schließlich beschreibt sie einen großen Teil der Patienten, die eine ambulante Psychotherapie machen, als Menschen, die gerne über sich reden und ungestörte Aufmerksamkeit brauchen und bei denen sich eine psychoanalytische Behandlung gut auf das Wohlbefinden auswirkt. Dies ist eine offene Verhöhnung von Patienten in großer Not, denen eine solche Behandlung sehr wohl auch bei Depressionen hilft.

Frau Heuser lässt sich hier von ihrem Vorurteil psychoanalytischen Behandlungsverfahren gegenüber zu Behauptungen hinreißen, die wissenschaftlich nicht belegt sind und eine große Unkenntnis der ambulanten Psychotherapie verraten. Wie oft klagen gerade Patienten, die auf Frau Heusers Abteilung stationär behandelt wurden, gerade darüber, dass sie nicht über sich mit einem kompetenten Gesprächspartner reden konnten.

Dr. Eike Hinze, Nervenarzt und Psychoanalytiker, Berlin-Charlottenburg

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