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Berliner sind beim Alkoholkonsum bundesweit Spitze. .

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Krankenkassen-Studie: Berliner leben am ungesündesten

Beim Rauchen, Trinken und Herumsitzen sind die Berliner bundesweit Spitze. Nur mit Stress kommen andere noch schlechter klar.

In Deutschland leben die meisten höchst ungesund. Sie sitzen zu viel herum, trinken zu viel Alkohol, rauchen. Und in all diesen Disziplinen liegt, wie eine aktuelle Studie des privaten Krankenversicherers DKV ergab, ein Bundesland einsam an der Spitze: Berlin.

Täglich neun Stunden auf Stuhl oder Couch

Zum Beispiel beim Sitzen .450 Minuten verbringt der Durchschnittsdeutsche Tag für Tag auf seinem Allerwertesten, statt sich zu bewegen. Das sind siebeneinhalb Stunden, vorzugsweise vor dem Fernseher oder am Schreibtisch. Die Berliner jedoch haben bei der Beanspruchung ihres Sitzfleisches weit mehr zu bieten. Sie kommen pro Wochentag auf 540 Minuten, also exakt neun Stunden.

Das ist Platz Nummer Eins unter allen Bundesländern, und zwar mit Abstand. Thüringen liegt mit 39 Minuten weniger auf Rang zwei. Am seltensten sitzen die Menschen im Nordosten und Südwesten der Republik. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 417, im Südwesten 414 Minuten.

Zu viel Fernsehen erhöht die Sterblichkeit

Gesundheitsexperten sind sich einig, dass solche Bequemlichkeit, ob freiwillig auf der Couch oder erzwungenermaßen im Büro, dem Körper nicht gut tut. Das Dauersitzen rangiert bei ihnen inzwischen sogar als eigenständiger Risikofaktor für Krankheiten und vorzeitigen Tod.

Statistisch gesehen steigere jede zusätzliche tägliche Stunde Fernsehen die Sterblichkeit um elf Prozent, sagte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Ingo Froböse, von der Deutschen Sporthochschule Köln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 3,2 Millionen Menschen pro Jahr vorzeitig sterben, weil sie sich zu wenig bewegen. Und ab acht Sitzstunden pro Tag steigt das Risiko nach Erkenntnissen der Wissenschaftler nochmal deutlich an.

Hauptstadt der Raucher und Trinker

Doch nicht nur als Sitzenbleiber sind die Berliner auffällig. Auch als Raucher kommt in der ganzen Republik keiner an sie heran. Ihre Rate liegt in Berlin mit 36 Prozent bundesweit am höchsten, es folgen Schleswig Holstein mit 32 und Hamburg mit 31 Prozent.

Am wenigsten abhängig vom Nikotin sind die Brandenburger, der Raucheranteil bei ihnen beträgt gerade mal 16 Prozent. Die Hessen kommen auf 20, die Bayern auf 21 Prozent.

Brandenburg gibt sich abstinent

Berliner sind beim Alkoholkonsum bundesweit Spitze. .

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Das gleiche gilt für König Alkohol. 23 Prozent der Berliner sprechen ihm stärker zu als empfohlen. Auf den Plätzen Zwei und Drei folgen Thüringen mit 22 und Sachsen mit 20 Prozent. In Brandenburg und Hessen dagegen trinken der Studie zufolge lediglich acht Prozent übermäßig. Der Mittelwert liegt bei 13 Prozent.

Beim Risikofaktor Stress immerhin gibt es zwei Länder, deren Bewohner im Umgang damit noch schlechter abschneiden als die der Hauptstadt. In Berlin fühlen sich exakt 50 Prozent der Befragten auf ungesunde Art und Weise gestresst. In Brandenburg sind es 51, in Nordrhein-Westfalen sogar 53 Prozent. Woran das liegen könnte? In NRW seien die Wege zur Arbeit lang und es gebe viele Staus, sagte Froböse. „Vielleicht trägt das zur hohen Stressbelastung bei.“

Am entspanntesten in Hamburg

Am entspanntesten lebt es sich offenbar in Hamburg, dort fühlen sich nur 40 Prozent von Stress überfordert. Es folgen Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit 42 Prozent. Und beim Thema gesunde Ernährung liegen die Berliner sogar im vorderen Feld. 47 Prozent gaben an, sich ausgewogen zu ernähren. Besser sind nur Mecklenburg-Vorpommern (52), Sachsen-Anhalt (51) sowie Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit 50 Prozent.

Insgesamt besehen erreichen die Bewohner Mecklenburg-Vorpommerns mit 19 Prozent am häufigsten die Vorgaben für ein rundum gesundes Leben - damit steht das Bundesland schon zum dritten Mal an der Spitze des Reports. Berlin und Nordrhein-Westfalen sind mit acht Prozent die Schlusslichter. Dabei schneidet nur ein kleiner Teil der Deutschen wirklich gut ab: Bei Ernährung, Bewegung, Umgang mit Stress, Alkohol und Rauchen erfüllten gerade mal elf Prozent die Kriterien der DKV. Befragt hat das Marktforschungsinstitut GfK für den Report "Wie gesund lebt Deutschland?" in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln mehr als 3000 Versicherte.

Akademiker körperlich kaum gefordert im Beruf

Die Studie brachte auch noch andere interessante Erkenntnisse zutage. Dass Frauen und ältere Versicherte gesünder leben als Männer und Jüngere war zwar nicht groß überraschend. Allerdings stellte sich auch heraus, dass Menschen mit mittlerer Reife die meisten Benchmarks erfüllen. Akademiker gaben zwar an, wenig Alkohol zu trinken (86 Prozent) und sich gesund zu ernähren (49 Prozent), dafür hapert es bei 59 Prozent von ihnen an der Bewegung. Sie machen zwar mehr Sport als Befragte mit niedrigerem Bildungsabschluss, sind bei ihrer Arbeit aber kaum körperlich gefordert.

Bei den Teilnehmern mit Hauptschulabschluss wiederum gaben nur 40 Prozent an, sich gesund zu ernähren.

Die Ergebnisse seien repräsentativ, versicherte die DKV. Allerdings sind sie dennoch mit Vorsicht zu genießen. Sie beruhen nämlich nicht auf medizinischen Untersuchungen, sondern ausschließlich auf Selbsteinschätzungen der Befragten.

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