zum Hauptinhalt
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, Jürgen Trittin, Britta Haßelmann, Katharina Dröge und Annalena Baerbock bei der Abschiedsfeier für den Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin empfangen.

© dpa/Britta Pedersen

Kanzlerin a. D. bei den Grünen: Merkel bedauert, dass es nicht zu Schwarz-Grün gekommen ist

Altkanzlerin Angela Merkel macht sich öffentlich rar. Ausgerechnet zur Verabschiedung von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin hält Merkel jedoch eine Rede – und überrascht die Anwesenden.

Um vier Minuten nach sechs rollen die beiden schwarzen Limousinen vor und in der Berliner Abendsonne steigt die Kanzlerin a. D. aus. Im blauen Blazer ignoriert sie die Fotografen, die vor dem Bundestagsgebäude auf sie gewartet haben, und läuft entschieden auf die Gastgeber des Abends zu.

„Schön, dass Sie gekommen sind. Vielen Dank“, sagt Jürgen Trittin. Angela Merkel lächelt. „Dann kann es jetzt losgehen“, sagt sie und verschwindet gemeinsam mit dem Ex-Umweltminister und den beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen in dem Gebäude.

Sie wolle nur noch „Wohlfühltermine“ wahrnehmen, hat Angela Merkel beim ersten Auftritt nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft scherzhaft gesagt. Ihre Rede zur Verabschiedung des Grünen-Politikers Jürgen Trittin ist ihr insgesamt 30. öffentlicher Auftritt seit ihrem politischen Ruhestand – und ein besonders beachteter.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Denn während Merkel Parteitage ihrer CDU strikt meidet, sich aus der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung zurückgezogen hat und offenbar keinen Kontakt zu CDU-Chef Friedrich Merz pflegt, gibt sie sich ausgerechnet bei der Verabschiedung eines der profiliertesten Linken der Republik die Ehre. Zu ihren Motiven schweigt die Altkanzlerin am Montag.

Für die Grünen, die nicht nur von den Konservativen in den vergangenen Monaten hart angegangen werden, ist es dagegen eine Genugtuung. Dort wird der Besuch auch als Zeichen für ein mögliches schwarz-grünes Bündnis gewertet. „Unsere Fraktionschefinnen Britta Haßelmann, Katharina Dröge und ich wollten ein Signal setzen, dass Demokratinnen und Demokraten unterschiedlicher Parteien in Deutschland respektvoll miteinander umgehen können“, sagte Trittin dem Tagesspiegel.

Weitere CDU-Politiker eingeladen

Der frühere Umweltminister hatte nach 25 Jahren im Bundestag sein Mandat zum Jahreswechsel niedergelegt. „Ich habe 16 Jahre Opposition gegen Frau Merkel gemacht, dennoch respektieren wir einander“, sagte Trittin. Er habe sich sehr über ihre Zusage gefreut. „Frau Merkel redet einem nicht nach dem Mund, hat aber den Witz für eine spannende Rede“, sagte Trittin vorab.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt zur Abschiedsfeier für den Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin.

© dpa/Britta Pedersen

Teilnehmern zufolge soll Merkel eine launige Rede gehalten haben. Trittin habe wenig Gelegenheit ausgelassen, sie zu kritisieren, erinnerte sich die Kanzlerin. Sie betonte aber auch, dass Kompromisse in der Politik wieder mehr wertgeschätzt werden sollten.

Auch zu Schwarz-Grün äußerte sich Merkel Teilnehmern zufolge. Sie habe es bedauert, dass es nach der Bundestagswahl 2013 nicht zu einem Bündnis zwischen Konservativen und Grünen gekommen sei.

Zuvor hatten bereits hochrangige Grünen-Politiker Trittin gewürdigt. „Er ist ein mutiger, streitbarer, aber immer überzeugter Kämpfer für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gerechtigkeit gewesen“, sagte Vizekanzler Robert Habeck. Dass Merkel zu seiner Verabschiedung komme, sei „ein starkes Zeichen“.

Mehrere Grünen-Abgeordnete äußerten sich nach der Veranstaltung überrascht über Merkels Humor. So soll Merkel kritische Zitate Trittins über sich verlesen haben. Fraktionschefin Dröge sprach von einer „wirklich lustigen Rede“.

Neben Merkel waren nach Tagesspiegel-Informationen auch weitere CDU-Politiker zu der Verabschiedung eingeladen, darunter der Berliner Abgeordnete Thomas Heilmann, der als Klimaexperte der Union gilt. Und auch Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktionen, war geladen.

„Ich finde es eine schöne Geste, dass man parteiübergreifend Respekt voreinander hat“, sagte auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir unmittelbar vor der Veranstaltung. Auch er sei nicht immer gleicher Meinung mit dem Parteilinken Trittin gewesen, aber er habe viel von ihm gelernt: „Dass man mit allen Wassern gewaschen sein sollte.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false