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Brandenburg: Altstädte ohne Förderung nicht zu retten

Brandenburgs historische Zentren warnen

Brandenburgs historische Zentren warnen Potsdam - Traditionsreiche Brandenburger Städte warnen vor drohenden Kürzungen der Förderprogramme zur Rettung historischer Stadtzentren. Zwar versicherte Infrastrukturminister Frank Szymanski (SPD) am Dienstag in Potsdam, dass die so genannte „Städtebauförderung“ trotz knapper Kassen weiterhin Priorität für sein Ministerium habe, weil gerade die Städte die „Anker“ für die dünn besiedelten ländlichen Regionen des Landes sind. Doch betonte Szymanski zugleich, dass wegen der knappen Kassen „künftig nicht mehr jede Ortsumgehung gebaut und für jedes förderungswürdige Städtebauprojekt Geld wie bisher fließen kann“. Das Infrastrukturministerium gehört nach den Prioritäten des Kabinetts nicht zu den Ressorts, die im Haushalt 2005/2006 bei Kürzungen geschont werden sollen. Vor diesem Hintergrund wies die Arbeitsgemeinschaft, zu der sich 29 Brandenburger „Städte mit historischen Stadtkernen“ zusammengeschlossen haben, am Dienstag auf weitreichende Folgen von etwaigen Kürzungen bei der Städtebauförderung hin, aus der im Jahr 2004 rund 100 Millionen Euro in die Sanierung alter Baudenkmale, die Rekonstruktion von Straßen und Plätzen flossen. „Mit diesen 100 Millionen wurden 500 Millionen Euro Investitionen ausgelöst. Das ist Wirtschaftsdynamik, von der besonders kleine einheimische Handwerks- und Baubetriebe profitiert haben“, sagte Harry Müller, Bürgermeister in der Stadt Luckau und ein Sprecher der Innenstadt-Arbeitsgemeinschaft. Er verwies darauf, dass bei der Sanierung wertvoller Bausubstanz in den märkischen Altstädten aber erst die „Halbzeit“ erreicht sei. Das entspricht auch der Einschätzung von Infrastrukturminister Frank Szymanski (SPD), der zugleich hervorhob: „Der Verfall konnte gestoppt werden.“ In einer Reihe von Städten gebe es heute sogar mehr Einwohner in den Innenstädten als vor 1991. Luckaus Bürgermeister Müller wies darauf hin, dass sich Brandenburgs Altstädte auf neue Herausforderungen einstellen müssen. Gerade weil die Einwohnerzahlen zurückgehen, müssten die Stadtmitten gestärkt werden, um Verödung und neuen Verfall zu verhindern. „Wir brauchen die Mieter am Marktplatz, weniger am Stadtrand.“ Der Baudezernent der Fontane-Stadt Neuruppin Arne Krohn wies auf ein neues, wachsendes Problem für die Sanierung märkischer Altstädte hin – die zunehmende Schwächung des Einzelhandels durch die Konkurrenz der grünen Wiese und von SB-Ketten. Gerade die kleinen Läden trügen mit ihren Gewerbemieten dazu bei, die Rettung alter verfallener Häuser finanzieren zu können. Krone: „Wir müssen umdenken. Und die Innenstädte noch stärker als attraktive Wohnorte profilieren.“ In der Arbeitsgemeinschaft historische Stadtkerne sieht man bereits eine gewisse Trendwende: Nach dem Run zum Einfamilienhaus im Grünen zöge es inzwischen vor allem ältere Menschen wieder in die Stadtzentren zurück, weil dort Läden und Ärzte leichter erreichbar seien. Dennoch sind sich die Verantwortungsträger in Brandenburgs Altstädten bewusst, dass die Zeiten sprudelnder Fördermittel vorbei sind. Eine Konsequenz formuliert Luckaus Bürgermeister Müller so: „Wir müssen den Mut zur Lücke haben – und auch mal Häuser liegen lassen.“

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