zum Hauptinhalt

Brandenburg: Brandenburg und Berlin gedachten Befreiung von Auschwitz

In Berliner Stadtverwaltungen stand für Minuten das Leben still / DVU versuchte zentrale Veranstaltung in Sachsenhausen zu stören

In Berliner Stadtverwaltungen stand für Minuten das Leben still / DVU versuchte zentrale Veranstaltung in Sachsenhausen zu stören Oranienburg/Berlin – In zentralen Feiern und zahlreichen Veranstaltungen wurde gestern im Land Brandenburg und Berlin der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 60 Jahren gedacht. In einem ehemaligen Zellenbau des Konzentrationslagers Sachsenhausen wurde außerdem die Sonderausstellung „Persönlicher Gefangener Adolf Hitlers“ über den evangelischen Theologen Martin Niemöller eröffnet. Martin Niemöller war dort von 1938 bis 1941 in Einzelhaft. Sein Sohn, Heinz Hermann Niemöller, sagte gestern: „Heute kann man von meinem Vater noch lernen, sich auch dann für seine Mitmenschen einzusetzen, wenn man formell nicht betroffen ist.“ Der Brandenburger Landtagspräsident Gunter Fritsch nannte Niemöller eine der herausragendsten Persönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts, „da er als Opfer des Nazi-Regimes sich auch die Frage der Mitschuld gestellt hat“. Bei starkem Schneefall legte Fritsch einen Kranz im Gedenken an die Opfer nieder. Er verwies auf die Einstimmigkeit, mit der alle „demokratischen Parteien des Brandenburger Landtags“ den Ausschluss der DVU von den Feierlichkeiten mit tragen würden. Der Leiter der Gedenkstätte, Günther Morsch, hatte der rechtsextremen Partei Hausverbot erteilt, um Störungen und Provokationen von vornherein auszuschließen. Die DVU hatte bereits am Mittwoch ihre Teilnahme angekündigt, um den „KZ-Opfern die Ehre zu erweisen“. In der Gedenkstätte Sachsenhausen versuchte die rechtsextreme Brandenburger DVU zu stören. Trotz Hausverbots hatte der Landtagsabgeordnete der Partei Michael Claus zu Beginn der Veranstaltung versucht, in die Gedenkstätte zu gelangen. Er folgte dann jedoch der Bitte eines Mitarbeiters, dies zu unterlassen. Mehr als 300 Menschen, darunter Abgeordnete der Parlamente von Brandenburg und Berlin, Hinterbliebene und Überlebende des Nationalsozialismus, ehrten die Opfer. „Ein Auftritt der DVU hätte auch die Gefühle von Überlebenden und Hinterbliebenen schwer verletzt“, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte Sachsenhausen. Das Provozieren einer Auseinandersetzung sei der Erklärung der Partei zu entnehmen gewesen. Auch im ehemaligen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück wurde der Befreiung von Auschwitz gedacht. Dort hatten mehr als 50 000 der 130 000 inhaftierten Mädchen und Frauen ihr Leben gelassen. In Sachsenhausen hielt das NS-Regime mehr als 200 000 Menschen gefangen, von denen gut die Hälfte getötet wurde. Im ganzen Land gab es Gottesdienste und Gebete gegen das Vergessen des Grauens. In Berlin machte eine Veranstaltung am Bahnhof Grunewald den Auftakt für zahlreiche Gedenken an die Opfer des Holocaust. Von Gleis 17 waren dort die Juden nach Auschwitz deportiert worden. Gestern früh, noch im Morgengrauen, zündeten Vertreter der Bahn und der Berliner Bündnisgrünen auf den Gleisen Windlichter an und legten Kränze nieder. Um 11 Uhr stand Martina Schmiedhofer, bündnisgrüne Sozialstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf im leichten Schneegriesel zur Schweigeminute vor dem Rathaus an der Otto-Suhr-Allee. Mit ihr hatten sich rund sechzig weitere Beschäftigte der Behörde auf die Straße begeben. Auch vor dem Rathaus Wilmersdorf hatten sich Beschäftigte eingefunden. Eine Schweigeminute gab es auch im Bezirksamt Mitte. Mit einer Schweigeminute gedachte das Bezirksamt Lichtenberg am Mahnmal am Loeperplatz der NS-Opfer. Zum Gedenken gehörten eine Lichterkette vor dem Jüdischen Waisenhaus in Pankow und ein stilles Gedenken vor dem Rathaus an der Kreuzberger Yorckstraße. Am Abend war ein Festakt im Abgeordnetenhaus geplant. Dabei sollte der „German Jewish History Award“ an fünf Bürger verliehen werden. Unter anderem an den Kölner Künstler Gunter Demnig, der die mahnenden „Stolpersteine“ („Hier wohnte“) auf Berliner Gehwegen erfand.dpa/PNN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false