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Brandenburg: Brandenburgs Schüler holen auf

Viertklässler im „Vera“-Test-Vergleich nicht Schlusslicht / Probleme beim Sachrechnen und Lesen

Viertklässler im „Vera“-Test-Vergleich nicht Schlusslicht / Probleme beim Sachrechnen und Lesen Potsdam - Brandenburgs Schulen, bei der Pisa-Studie noch bundesweites Schlusslicht, holen auf. Märkische Grundschüler haben beim „Vera“-Vergleich, in dem die Leistungen von Viertklässlern in den Fächern Mathematik und Deutsch getestet wurden, nicht schlechter abgeschnitten als Altersgenossen in anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. „Wir fallen nicht mehr ab. Das zeigt, dass wir mit unserer Qualitätsoffensive auf dem richtigen Weg sind“, sagte Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) gestern in Potsdam. Die Ergebnisse der geprüften 5600 Mädchen und Jungen aus 187 märkischen Grundschulen lägen im Länderdurchschnitt. Rupprecht zeigte sich damit „zwar zufrieden, aber nicht sehr zufrieden“. Denn der Vera-Test weist erneut darauf hin, dass es noch massive Defizite bei Brandenburger Grundschülern im Lesen und beim Lösen mathematischer Aufgaben gibt. In Deutsch und Mathematik ist der Rückstand etwa gegenüber Schülern in Bayern besonders groß. Eltern und Wirtschaft beklagen seit Jahren das geringe Leistungsniveau der Schüler. Trotzdem zeigt die 1999 von der großen Koalition eingeleitete Bildungsoffensive offenbar erstmals messbare positive Wirkungen. Denn unter Rupprechts Vorgänger Steffen Reiche (SPD) war der Deutsch- und Matheunterricht an den Grundschulen ausgeweitet worden. Seitdem werden mehr Stunden in diesen Fächern unterrichtet. Schon bei einem länderübergreifenden Test hätten Zweitklässler im Vergleich mit Bayern im vorigen Jahr nicht schlechter abgeschnitten, sagte Hans-Jürgen Kuhn, der zuständige Experte im Bildungsministerium. „Wir tragen nicht mehr die rote Laterne.“ An dem Vera-Test hatten sieben Bundesländer teilgenommen. Allerdings waren die deutschen Spitzenreiter der PISA-Studie wie Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen nicht dabei. Die Brandenburger Ergebnisse, die sich mit dem Gesamtergebnis decken, weisen auf zwei Kernprobleme hin: Zum einen haben schon märkische Grundschüler Nachholbedarf im so genannten Sachrechnen, also dem Lösen mathematischer Problemaufgaben, was sich nach den bisherigen Erfahrungen in den höheren Klassen nicht mehr ändert. So haben laut Vera-Test fast 46 Prozent der Schüler hier allenfalls minimale Kompetenzen. Zum anderen kann fast jeder dritte Schüler nicht gut lesen, und versteht allenfalls „einfache“ Texte. Deutlich besser schnitten die Schüler dagegen im traditionellen Rechnen und dem Schreiben von Diktaten ab. So bewältigen 57 Prozent mittelschwere und 31 Prozent „anspruchsvollere“ Texte, während nur 11 Prozent allenfalls orthografische Grundkompetenzen haben. Rupprechts Schlussfolgerung: „Allein mehr Unterricht in Deutsch und Mathe reicht nicht aus“. Vielmehr müsse die Qualität besser, der Unterricht moderner, problemorientierter werden. Der Druck darauf wird wohl wachsen. Eltern der Schüler, die den Vera-Test geschrieben haben, bekommen demnächst Post: Darin wird nicht nur das Vera-Ergebnis ihres Kindes, sondern auch das der Schule im Vergleich zum Landesergebnis stehen – eine Premiere. Bei Problemschulen erwartet das Ministerium „kritische Rückfragen“ von Eltern nach den Ursachen – was nur gut tun kann. Mit besonderer Sorge beobachtet Rupprecht einen Trend, der sich auch beim Vera-Test wieder bestätigt hat. Es gebe im Lande offenbar eine stabile „Risikogruppe“ von Schülern – etwa jeder fünfte – in allen Jahrgangsstufen, die besonders schwach sind, weil sie aus so genannten bildungsfernen Milieus, also aus sozial schwächeren Familien kommen. „Diese Kinder haben es schwerer. Um sie müssen wir uns besonders kümmern.“

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