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Brandenburg: Der Süden liegt über dem Norden

Brandenburgs untere Hälfte schneidet im „Familienatlas 2005“ deutlich besser ab

Brandenburgs untere Hälfte schneidet im „Familienatlas 2005“ deutlich besser ab Potsdam - In Brandenburgs Süden sind die Lebensbedingungen für Familien besser als im Norden des Landes. Diesen überraschenden Trend offenbart der jetzt von der Bundesregierung vorgelegte „Familienatlas 2005“. Bislang geht man allgemein davon aus, dass die Kluft zwischen dem „Speckgürtel“ und den Randregionen wächst, also zu Uckermark und Prignitz im Norden wie auch der Lausitz im Süden. „Wir werden das gründlich untersuchen“, sagte Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) den PNN. Es zeige sich, so die Ministerin, dass Kita-Angebote, die überall im Lande ausreichend sind, allein keine familienfreundlichen Verhältnisse garantieren. „Sonst wären viele Sachsen nach Brandenburg gezogen.“ Die Studie der Prognos AG für die Bundesregierung hat, wie berichtet, die Familienfreundlichkeit der 439 deutschen Kreise und kreisfreien Städte verglichen – etwa nach dem Anteil von Familien an der Bevölkerung, den Angeboten an Kitas, Jobs und Lehrstellen oder an der Unfallrate bei Kindern. Alle Nordkreise Brandenburgs – neben Uckermark und Prignitz auch berlinnahe wie Oberhavel, Barnim und Märkisch-Oderland – rangieren in der schlechtesten Regionen-Kategorie: „Fehlende Perspektiven für Familien“. Dagegen sind alle Südkreise (außer Oberspreewald-Lausitz) eine Stufe besser, ob Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Elbe-Elster oder Spree-Neiße. Es sind „Familienfreundliche Zonen im Osten“. Die Ursachen? „Der Süden Brandenburgs ist dichter besiedelt. Hier gibt es mehr Jobs, hier liegen die wichtigsten wirtschaftlichen Zentren des Landes. Auch die Verkehrsanbindung ins Umland und nach Berlin ist besser“, erklärt Mathias Bucksteeg, Deutschland-Direktor der Prognos AG und Autor der Studie. „Erwerbstätigkeit ist das A und O für Familien“, sagt auch Ziegler. Und da spiele im Süden die Musik, stehe die Lausitz unter den Randregionen noch am besten da. Das wird im direkten Vergleich etwa mit der Uckermark deutlich – nach bislang unveröffentlichten Einzelheiten der Studie. Danach gehört die Uckermark bei der Arbeitslosenquote mit Platz 430 zu Deutschlands Schlusslichtern, der Lausitzkreis Spree-Neiße steht mit Platz 409 schon besser da. Beim Saldo aus dem Zuzug und Wegzug von Familien rangiert die Uckermark bundesweit auf Rang 307, Spree-Neiße auf Platz 191. Auffällig: Auch in der Kita-Betreuung gibt es inzwischen ein Nord-Süd-Gefälle im Land. So liegt die Uckermark beim Kita-Angebot auf Platz 209 bundesweit, Elbe-Elster auf Platz 14. Die Ursache: In dünn besiedelt Regionen wird es immer schwerer, selbst die Grundinfrastruktur aufrechtzuerhalten – was sich wegen des weiteren Bevölkerungsrückgangs verschärfen wird. Alarmieren muss: Für eine Landregion ist die Uckermark für Kinder sehr gefährlich. Das Risiko, hier im Straßenverkehr zu verunglücken, ist höher als in fast allen anderen Regionen Deutschlands – mit Platz 409 bundesweit. Auch Platz 252 der Uckermark bei Körperverletzungen von Kindern sei für eine Landregion „extrem hoch“, so Buchkette. Dass aber auch Wohlstand und wirtschaftliche Dynamik nicht zwangsläufig familienfreundliche Bedingungen garantieren, zeigt das miserable Abschneiden Potsdams, dem ebenfalls „fehlende Perspektiven“ für Familien bescheinigt werden. Zwar wächst hier die Bevölkerung seit Jahren – aber ohne dass sich der Anteil von Kindern und Familien erhöht. „Es ziehen auch viele Familien weg“, so Buchkette. Im Saldo des Zuzugs und Wegzugs von Familien liegt Potsdam nur auf Rang 347, beim Familien-Anteil an der Bevölkerung nur auf Platz 372, Elbe-Elster hingegen auf Platz 25. Hinzu kommt in Potsdam ein auffälliger Lehrstellenmangel und die hohe Kinder-Unfallrate (Platz 406). Das alles kann offenbar selbst durch das zweitbeste Hortangebot Deutschlands nicht ausgeglichen werden. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD): „Wir werden selbstkritisch prüfen, was geändert werden muss.“

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