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Brandenburg: Gentechnikfreie Landwirtschaft Bauern in der Uckermark erklären freiwilligen Verzicht auf Einsatz gentechnisch veränderter Organismen

Von Juliane Sommer Polßen. Dietrich von Wedel ist einer von denen, die unterschrieben haben.

Von Juliane Sommer Polßen. Dietrich von Wedel ist einer von denen, die unterschrieben haben. Er wird - zumindest in diesem Jahr - in seinem landwirtschaftlichen Betrieb kein gentechnisch verändertes Saatgut einsetzen. Auf seinem Gut Polßen in der Uckermark, wo Wedel 1000 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet und 1950 Schweine züchtet, werden die Pflanzen auch künftig so wachsen, wie Mutter Natur sie lässt, ohne dass der Mensch ihre genetischen Grundlagen manipuliert. Mit Wedel haben 20 weitere Landwirte der Region die freiwillige Verzichtserklärung auf den Einsatz von Gentechnik unterschrieben und damit ganz nebenbei die größte gentechnikfreie Region Deutschlands ausgerufen, die auf den klangvollen Namen „Schorfheide-Chorin“ hört. „Immerhin sind damit 50 000 Hektar Fläche, davon 12 500 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, garantiert gentechnikfrei“, sagt Barbara Niedeggen, die das Projekt beim Bundesamt für Naturschutz betreut. Niedeggen freut sich, dass die Landwirte im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin sich wirklich so flächendeckend für den Verzicht entschieden haben. „Wäre unter ihnen nur ein einziger gewesen, der Gentechnik einsetzen will, hätten auch die Nachbarn den Schaden gehabt. Denn der Pollenflug von Raps oder Mais ist sehr weit. Wer Gentechnik einsetzt, bei dem müssen auch die Nachbarn damit rechnen, dass auf ihren Äckern manipulierte Pollen landen“, sagt Niedeggen. Er habe der Verzichtserklärung zugestimmt, weil ihn die anderen darum gebeten haben, sagt Wedel. „Auswirkungen auf meinen Betrieb hat das jedoch nicht“, ergänzt der Gutsherr. Zumindest keine unmittelbaren. Langfristig verspricht sich Wedel jedoch einen Imagegewinn für die Landwirtschaft. „Es kann gut sein, dass die Verbraucher nicht sehr erbaut darüber sind, jetzt gentechnisch veränderte Lebensmittel zu konsumieren. Daher dürften garantiert gentechnikfreie Produkte künftig gute Marktchancen haben“, glaubt er. Nach den zurückliegenden Vertrauenskrisen - unter anderem wegen BSE - tue die Landwirtschaft gut daran, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. „Für den Verbraucher hat der Einsatz von Gentechnik ohnehin keinen Nutzen. Das Endprodukt verbessert sich dadurch in keiner Weise. Es wäre lediglich für den Landwirt von Vorteil, weil dieser vielleicht weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen muss, wenn das Saatgut genetisch verändert wurde“, sagt Wedel. Auf Imagegewinn setzt auch das Bundesamt für Naturschutz. „Und der gilt weltweit. Schon jetzt ist europäisches Getreide beispielsweise in Asien unheimlich nachgefragt, weil es eben gentechnikfrei ist. Das amerikanische, manipulierte Getreide, will man dort nicht haben“, berichtet Niedeggen. Deutschland tue gut daran, sich trotz geänderter gesetzlicher Grundlagen mit der Gentechnik in der Landwirtschaft zurückzuhalten. Die Selbstbeschränkung der Landwirte aus der Uckermark wird unterdessen wissenschaftlich begleitet. Das Bundesamt finanziert eine Studie, die vom Institut für ökologische Wirtschaftsförderung erarbeitet wird. Schließlich sollen die Erkenntnisse aus dem dauerhaften Verzicht auf Gentechnik auch anderswo in Deutschland verwertet werden.

Juliane Sommer

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