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Brandenburg: Patenschaft für Kamel und Rennmaus

Das ist Tierliebe: Berliner greifen für ihre Lieblinge in Zoo und Tierpark tief ins Portemonnaie

Das ist Tierliebe: Berliner greifen für ihre Lieblinge in Zoo und Tierpark tief ins Portemonnaie Von Jutta Schütz Berlin. Sparzwang und Finanzkrise hin oder her: die Berliner greifen für ihre Lieblinge in Zoo und Tierpark tief ins Portemonnaie. „Patenschaften für Tiere stehen hoch im Kurs. Und sehr erfreulich - das private Engagement nimmt sogar zu“, freut sich der Chef des Tierparks im Ostteil der Hauptstadt, Bernhard Blaszkiewitz. Je nach Gusto: Ein pensionierter Ingenieur unterstützt mit seiner Geldspende den Riesenvogel Schuhschnabel, ein Ehemann kaufte für seine Frau die Patenschaft über eine giftige Blutpython-Schlange. Eine Schülerin ist Patin für eine Rennmaus. Besonders froh sind die Mitarbeiter über den Dickhäuter-Freund, der für das im Tierpark geborene Elefantenmädchen Matibi rund 25.000 Euro auf den Tisch legt - als lebenslange Patenschaft. Mit Augenzwinkern berichtet Blaszkiewitz von den Mitarbeitern eines Unternehmens, die ihrem Chef zum Geburtstag eine Patenschaft mit Anspielung schenkten: für einen Steppenrind-Bullen. Wer Kosten für ein Jahr oder länger übernimmt, bekommt sogar ein Namensschild als edler Spender am Käfig seines Lieblings. Besonders gern würden Patenschaften auch als Geburtstagspräsente verschenkt. Mindesteinsatz im Tierpark sind 50 Euro. Das reiche aber oft nur für vier Wochen, weiß Blaszkiewitz. Nach oben seien aber keine Grenzen gesetzt: Von einem Monat bis lebenslänglich könnten für tierische Patenkinder Futter, Pflege und Unterbringung mitfinanziert werden. „Jeder Tropfen füllt das Fass“, sagt der Direktor auch mit Blick auf die gesunkenen Zuschüsse aus der Senatskasse, die im nächsten Jahr wiederum gekürzt werden. Auch wenn die Einnahmen aus rund 250 Tier-Patenschaften nur einen kleinen Teil des Haushalts ausmachten, seien sie doch äußerst willkommen. Aus Spenden, Patenschaften und Nachlässen kämen dem Tierpark in guten Jahren bis zu 800.000 Euro zugute, schätzt der Experte. Er spricht von einem Doppeleffekt: Wer ein Tier sponsert, besuche die Anlage auch öfter. Schade nur, bedauert Direktor Blaszkiewitz, dass nur wenige kleinere Firmen ein Herz für Tiere hätten. Der Energieversorger Gasag, der bis vor kurzem für einen Eisbären zahlte und damit auch Reklame machte, sei ausgestiegen. Der weltweit artenreichste Zoo in der West-City hat ähnliche Erfahrungen. Die Geldgeber von größeren Firmen fehlten, sagt Zoo- Vorstand Heiner Klös. Nur der Volkswagen-Konzern sei eine Ausnahme. „Aber die Berliner zeigen Flagge und schließen immer mehr Patenschaften ab.“ Auch einige auswärtige Besucher hätten Dauer- Beziehungen in Form einer Patenschaft. Die wird mit Spendenbescheinigung und Urkunde denn auch richtig amtlich. Im Zoo kommen laut Klös rund 200 „verpatete“ Tiere zusammen. Um die 60.000 Euro brächten die Paten im Jahr auf. Papageien und Pinguine gingen besonders gut weg. Aber auch ein Kamel hat Geldgeber gefunden: Ein junger Mann habe die Höckertier-Patenschaft für die Schwiegereltern erworben - vielleicht als symbolischen Brautpreis, lacht Klös. „Die Berliner Tierpatenschaften sind in ihrem Umfang einmalig in Deutschland“, meint der Biologe. Der Zoo kann sich sogar mit prominenten Namen schmücken: Der Entertainer Jürgen von der Lippe zahlt für einen Lippenbären. Über die Summe sei Stillschweigen vereinbart. Auch die Familie des kürzlich verstorbenen früheren Ost-Berliner Oberbürgermeisters Tino Schwierzina zeigte Herz für die Tiere. Bei der Trauerfeier solle von Blumen Abstand genommen und die dafür geplanten Aufwendungen auf ein Konto des Berliner Tierparks überwiesen werden, hieß es in einer Traueranzeige. „Ohne Spenden und Gelder aus Testamenten, die uns vermacht werden, könnten wir nur schwer in neue Anlagen investieren“, würdigt Klös die tierische Ader. So sei beispielsweise für die neue Pinguinanlage „keine müde Mark aus Steuergeldern“ verwendet worden. Die Klassenlotterie als Großspender und viele kleinere Geldgeber hätten es möglich gemacht.

Jutta Schütz

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