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Aus dem GERICHTSSAAL: Angeklagter: „Ein Messer war nicht im Spiel!“

Situation schaukelte sich hoch/Verfahrenseinstellung wegen geringer Schuld

Aus dem GERICHTSSAALSituation schaukelte sich hoch/Verfahrenseinstellung wegen geringer Schuld Drei Jahre lang bot Erkan Y.* (27) seine Döner feil, die auch von Ronald R.* (36) mit großem Appetit verzehrt wurden. Der arbeitslose Maurer war Stammgast am Imbiss des Türken. Der fand es nicht besonders problematisch, wenn Ronald R. kein Geld dabei hatte. Er wusste, der Mann kommt wieder, bezahlt dann auch seine Schulden. Irgendwann waren die Verbindlichkeiten des Kunden allerdings auf 16 Euro angewachsen. Da Erkan Y. seinen Verkaufsstand renovieren wollte, bot er dem Bauarbeiter an: Wenn du mir hilfst, erlasse ich dir das Geld. Ronald R. war einverstanden. „Als es dann so weit war, hat er mich weggeschickt. Er behauptete, ich sei betrunken und könne nicht ordentlich arbeiten“, empört sich der Maurer im Zeugenstand. Am 19. Februar 2004 habe Erkan Y. ihn dann mit dem Auto ausgebremst, dass er mit seinem Fahrrad zu Fall gekommen sei, ihm „ein paar Dinger eingeschenkt“, danach unter Vorhalt eines großen Klappmessers mehrfach die 16 Euro verlangt. „Er wollte mich killen“, behauptet Ronald R. allen Ernstes. Schließlich sei bekannt, dass Türken eine andere Mentalität hätten als Deutsche. Zum Glück sei ihm ein Gartenarbeiter, der in der Nähe Bäume beschnitt, zu Hilfe geeilt. „In Ihrer Anzeige ist aber keine Rede von Schlägen“, wirft Amtsrichter Francois Eckardt ein. „Und der ominöse Waldarbeiter konnte auch nicht ermittelt werden. Aus der Akte geht zudem hervor, dass Sie nach dem Vorfall Hausverbot für den Imbiss hatten, sich aber nicht daran hielten. “ Jetzt ist Ronald R. in der Klemme. „Ich wusste ja nicht, wie lange das gilt. Inzwischen gehe ich da sowieso nicht mehr hin“, grummelt er. Erkan Y. – angeklagt wegen Nötigung – erzählt eine etwas andere Geschichte: „Herr R. war so betrunken, dass er den Fußbodenbelag total schief verlegte. Als ich ihm sagte, dass ich auf seine Hilfe verzichte, hat er mich als Scheiß-Ausländer beschimpft. So oft er mir später über den Weg lief, hat er das wiederholt.“ An dem bewussten Februartag habe er mit seinem Auto ganz normal angehalten, Herrn R. wegen der Beleidigungen zur Rede gestellt. „Ein Messer war aber nicht im Spiel“, beteuert der Angeklagte. „Und auf die 16 Euro kann ich verzichten!“ Das Gericht stellt das Verfahren gegen Erkan Y. wegen geringer Schuld ein. „Die Situation hat sich im Laufe der Zeit hochgeschaukelt und eskalierte irgendwann. Inzwischen scheint allerdings Ruhe eingekehrt zu sein“, glaubt der Vorsitzende. (*Namen geändert)Hoga

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