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Landeshauptstadt: Besondere Sicherheitslage

Briefbomben gegen EU-Abgeordnete sorgen in Heimatbüros unserer Abgeordneten für Unruhe - aber nicht für Panik

Briefbomben gegen EU-Abgeordnete sorgen in Heimatbüros unserer Abgeordneten für Unruhe - aber nicht für Panik Von Michael Erbach Die Briefbombenattacken gegen Abgeordnete des Europaparlaments haben auch bei den EU-Parlamentariern aus der Region Potsdam Unruhe hervorgerufen. Der Sozialdemokrat Norbert Glante, dessen Heimatbüro im Sitz des SPD-Landesverbandes in der Friedrich-Ebert-Straße untergebracht ist, sagte gestern den PNN, er fühle sich schon „ein bisschen unwohl“. Direkt persönlich bedroht fühle er sich allerdings nicht, zumal bei den bisherigen Attacken kein System zu erkennen gewesen sei. Die Attacken hätten sich gegen Abgeordnete unterschiedlicher Fraktionen gerichtet und seien auch an verschiedenen Orten erfolgt. Am Montag waren in den Büros zweier Europaabgeordneter von CDU und Labour Partei in Brüssel sowie Manchester Briefbomben explodiert. Dabei war eine Person leicht verletzt worden. Glante betonte, er sei bereits vor Tagen von Potsdamer Sicherheitsbehörden per Telefon über drohende Briefbombenanschläge informiert worden. Daraufhin habe er alle Mitarbeiter sowohl in Brüssel wie in Potsdam über die drohende Gefahr informiert. Insbesondere dickere Post im A-4-Format ohne Absender müsse mit großer Vorsicht behandelt werden. Selbstverständlich sei auch seine Familie in Werder informiert. „Die Kinder haben schon komisch reagiert, als sie davon erfahren haben.“ Glante, der nach der Parlamentspause zum Jahreswechsel gestern wieder in Brüssel eintraf, betonte zugleich, „dass ich mich von dieser Sache auf gar keinen Fall in meiner Arbeit beeinträchtigen lassen werde.“ Allerdings kam es am Montag auf dem Flur des Brüsseler Abgeordnetenbüros von Glante zur einer Unterbrechung der Arbeit. Der Grund: Ein verdächtiges Päckchen war entdeckt worden. „Wir mussten unsere Büros verlassen, bis die Sache geklärt war“, berichtete Büroleiterin Barbara Fischer. Sie sei am gestrigen Dienstag „mit durchaus gemischten Gefühlen“ zur Arbeit gegangen. Man wolle sich nicht in der Arbeit beeinflussen lassen. „Wir sind aber vorsichtiger geworden.“ In der Potsdamer SPD-Landeszentrale gibt man sich durchaus gelassen. Cornelia Schulz, Sekretärin von Landes-Geschäftsführer Klaus Ness, ist dort für die Sichtung des Posteingangs zuständig. Sie bestätigte gestern den PNN, dass die Mitarbeiter über die mögliche Gefahr einer Briefbombe informiert worden seien. „Ich schaue seitdem noch genauer hin.“ Falls verdächtige Briefe oder Päckchen ankommen würden, die ohne Absender seien und dicker als üblich, würden die Sicherheitskräfte informiert. Die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter aus dem Potsdamer Europawahlkreis verwies ebenfalls darauf, dass in der Anschlagserie kein System zu erkennen sei. Die Täter seien „willkürlich“ vorgegangen. Auch sie sei bereits zwischen Weihnachten und Neujahr über die Sicherheitslage informiert worden. Da sie wusste, dass über den Jahreswechsel viel Post auflaufen würde, habe sie alle ihre Mitarbeiter sowohl in Brüssel wie auch im Heimatbüro und die Familie darüber informiert, auf verdächtige Postsendungen zu achten. Bereits als die ersten Briefbomben bei EU-Institutionen landeten und nach der Attacke gegen EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sei die Vermutung aufgekommen, dass auch das EU-Parlament betroffen sein könnte. „Auf jeden Fall zeigt es uns, wie wichtig wir Europaabgeordneten von den Gegnern der europäischen Integration genommen werden“, so die Bündnisgrüne, die aus Langerwisch bei Potsdam stammt. Es bestehe aber auch die Gefahr von so genannten Trittbrettfahrern. Dass das Europäische Parlament – trotz vielfältiger Sicherheitsmaßnahmen – auf diese Form von Anschlägen relativ unvorbereitet gewesen sei, habe sie überrascht. So werde dort erst jetzt eine Anlaufstelle zur Untersuchung verdächtiger Postsendungen eingerichtet.

Michael Erbach

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