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Landeshauptstadt: Das ungewöhnliche Leben des David Savranskij

LEUTE IN POTSDAM Vor drei Jahren holte David Grigorjewitsch Savranskij die Vergangenheit ein: Der in Potsdam lebende ehemalige Oberst der Sowjetarmee wurde als Flugexperte nach Reichenow (bei Strausberg) gerufen, wo man auf einem Feld die Trümmer eines Kampfflugzeugs IL 2 freigelegt hatte. Darunter befand sich ein verbogenes Blech mit der Aufschrift „Powar “.

LEUTE IN POTSDAM Vor drei Jahren holte David Grigorjewitsch Savranskij die Vergangenheit ein: Der in Potsdam lebende ehemalige Oberst der Sowjetarmee wurde als Flugexperte nach Reichenow (bei Strausberg) gerufen, wo man auf einem Feld die Trümmer eines Kampfflugzeugs IL 2 freigelegt hatte. Darunter befand sich ein verbogenes Blech mit der Aufschrift „Powar “. Savranskij wurde klar, dass es sich dabei um das Namensschild seines Regimentskameraden Leutnant Powarow handelte, der beim Angriff auf Berlin 1945 von einem Einsatz nicht zurückgekehrt war. Als die Nationalsozialisten 1941 der Krieg gegen die Sowjetunion begannen, war seine Familie, weil jüdischer Abstammung, nach Tadshikistan umgesiedelt worden. David selbst, nicht einmal volljährig, wurde eingezogen und an einer Fliegerschule zum Nachtaufklärer ausgebildet. Seine Eltern sah er nie wieder. Sie seien verstorben, hieß es. Safranskij fand aber einen Ziehvater: seinen Regimentskommandeur Igor Kosjack. Als der im Kampfeinsatz durch deutschen Flakbeschuss schwer verwundet wurde, brachte der junge Kopilot das Flugzeug sicher zu Boden. Kosjack konnte gerettet werden. Bis weit nach dem Krieg hielt diese Männerfreundschaft. Beide waren 1945 an der Eroberung Berlins beteiligt. Der angesichts seiner Tapferkeit 18mal mit hohen Kriegsorden dekorierte David Savranskij diente danach als Kulturoffizier in der Garnison Johannisthal. Kosjack schützte ihn, als er wegen der Liebschaft zu einer Deutschen verurteilt werden sollte. Die allerdings wurde vom KGB abgeholt und ist seitdem spurlos verschwunden. Sogar ein Studium wurde Savranskij ermöglicht, das er 1951 in Moskau mit der Promotion abschloss.1965 kehrte er, inzwischen zum Obersten aufgestiegen, in die Sowjetunion zurück, hängte am Polytechnischen Institut Odessa ein Studium an und arbeitete bis zur Pensionierung als Ingenieur in Kischinjow. Mit einer guten Rente ausgestattet, hoffte er auf einen ruhigen Lebensabend. Der aber war ihm nicht beschieden. Als die einstige Moldawische Sowjetrepublik unabhängig wurde, entlud sich der Hass gegen die Russen. Nachdem Safranskij und seine Frau in ihrer Wohnung überfallen und gnadenlos verprügelt wurden, verließen sie 1996 das Land. In seiner neuen Heimat Potsdam ist der 76-Jährige Vorsitzender eines deutschlandweit einmaligen Vereins sowjetischer Kriegsveteranen, der sich für die Verständigung und Aussöhnung mit den einstigen deutschen Kriegsgegnern einsetzt. E. Hoh

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