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Landeshauptstadt: Gelber Köstlicher kommt wieder

Rund um den Apfel: In der Urania vom Königlichen Kurzstiel und der Ochsennase

Rund um den Apfel: In der Urania vom Königlichen Kurzstiel und der Ochsennase Kaum hat Fritz Brudel den Apfel in die Hand genommen, verkündet er schon: „Das ist eine Goldrenette Freiherr von Berlepsch. Berlepsch war übrigens der Erfinder des Vogelnistkastens“. Ulrich Braig staunt über die prompte Antwort. Er war eigens aus Berlin gekommen, um die in seinem Hausgarten wachsenden Sorten bestimmen zu lassen. Dies bot die Urania am Sonnabend auf ihrem Tag „Rund um den Apfel“ an. Am Tisch des promovierten Pomologen und seiner beiden Kollegen riss die Schlange der Ratsuchenden nicht ab. So weiß Edelgard Baginski jetzt, das es sich bei den Früchten des seit den 1950er Jahren in ihrem Gärtchen am Neuen Friedhof stehenden Winterapfelbaums um den kanadischen Ontario handelt. Indes erläuterte Manfred Kleinert, die aus 60 Apfel- und 40 Birnensorten bestehende Ausstellung, die das von ihm geleitete Obstgut Marquardt und die dortige Bundessortenstelle zur Verfügung gestellt hatte. Von historischen Sorten wie dem Königlichen Kurzstiel, der Antonowka, der Ochsennase oder der Gubener Wartaschke reichte die Auswahl bis zu neu gezüchteten Pi- und Re-Äpfeln. Pi steht für (Dresden-)Pillnitz, Re für Resistenz gegen Schädlinge. Sie machen in den Plantagen im Potsdamer Nordraum etwa ein Drittel des Bestandes aus, zu je einem weiteren Drittel sind Standard- und umveredelte alte Sorten wie Booskop oder Goldparmäne vertreten. „Bei uns ist das Selbstpflücken zum Renner geworden, die Bäume sind schon fast leer“, freut sich Kleinert. Kaum zu glauben: Zu den Favoriten zählt der zu DDR-Zeiten gezüchtete und massenhaft produzierte „Gelbe Köstliche“, im Volksmund wegen seines faden Geschmacks damals „Grüner Grässlicher“ genannt. „Wenn er noch grün ins Kühlhaus kommt, mag das zutreffen“, erklärt der Obstgärtner. „Am Baum gereift und frisch gepflückt schmeckt er dagegen vorzüglich.“ Indes dringen aus der Küchenecke, die der Urania im neuen Domizil Gutenbergstraße nun zur Verfügung steht, liebliche Gerüche. Kleinerts Ehefrau Heidi bereitet für die Besucher ein aus Apfelsuppe, Hühnercurry mit Äpfeln und Apfelwaffeln bestehendes Menue vor. Die Rezepte kann man mitnehmen. Auch Kasslerbraten mit Äpfeln, Apfeltorte, aus winzigen roten Crab(Zier)äpfeln gekochtes Gelee, Most und Weine vom Glindower Hersteller Eva und Hans-J. Lehnst können gekostet werden. Kochbücher und eine Fülle von Informationsschriften liegen aus. Martin Luther wollte sogar noch ein Apfelbäumchen pflanzen, wenngleich morgen die Welt unterginge. Auch vielen Besuchern hat der Tag dazu Lust gemacht. Das sollte man am besten noch in diesem Herbst tun, rät Manfred Kleinert und gibt fachmännische Tipps zu Bodenvorbereitung und Pflanzloch. E. Hoh.

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