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Landeshauptstadt: Illusion eines südlichen Gartens

Virtual Reality Darstellung des italienischen Kulturstücks bei „Preußisch Grün“

Virtual Reality Darstellung des italienischen Kulturstücks bei „Preußisch Grün“ Einen „verlorenen Garten“ in Sanssouci können Intessenten wieder betreten – das so genannte italienische Kulturstück. Allerdings ist er nicht in natura zu erleben, sondern in einer Virtual Reality Darstellung der Ausstellung „Preußisch Grün“, die ab 18. Juli in Schloss Glienicke gezeigt wird. Eine halbrunde Videowand im Kastellanhaus ermöglicht einen fiktiven Spaziergang durch den Nutzgarten, der 1834 von Lenné an den Römischen Bädern angelegt, aber nach einigen Jahrzehnten wieder aufgegeben wurde. Für die Illusion, den nicht mehr existierenden Garten zu durchwandeln, sorgen Mitarbeiter des Forschungsprojektes „Lenné3D“. Sie geben Landschaftsarchitekten neue digitale Hilfsmittel an die Hand, um ihre Planungen gegenüber den Auftraggebern und den Bürgern wirklichkeitsnah darzustellen. Daran sind Fachlleute der Computergrafik, der Landschaftsmodellierung und Landschaftsvisualisierung aus verschiedenen Instituten beteiligt. Für sie erläuterten Philip Paar, Dr. Konstantin Baumann und Andreas Wendleder gestern im Hasso-Plattner-Institut, von dem das Vorhaben mitgestaltet und mitfinanziert wird, das virtuelle Wiedererstehen des italienischen Kulturstücks. Zunächst einmal hat Gerd Schurig, Kustos in der Gartenabteilung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, etwa 30 Pflanzenarten ermittelt, die auf den Beeten angebaut wurden. Dazu zählten Wein und Flaschenkürbisse, die als Festons (Girlanden) zwischen Ulmen und Maulbeerbäume gespannt waren, Feigen, Melonen, Artischoken und Mais, italienisches Pfahlrohr und Kermesbeere. Von den Pflanzen wurden digital dreidimensionale Modelle angefertigt und im Rechner erfasst. Den historischen Gartenplänen wurden Wegeführung, Beeteinteilung und Bodenmodellierung entnommen. Mit einem Steuergerät kann der Ausstellungsbesucher seinen Weg durch den Garten, der verblüffend echt wirkt, selbst wählen. Paar wies darauf hin, dass die Darstellung auch auf einem modernen Personalcomputer mit Hilfe einer programmierbaren Grafikkarte möglich ist. Stiftungs-Gartendirektor Prof. Michael Seiler könnte sich aber auch den Verbleib der Installation in Glienicke vorstellen, in dem bekanntlich die Darstellung der Geschichte der Parke konzentriert werden soll. Noch schöner wäre, wenn das Italienische Kulturstück, dessen Platz jetzt von einer weiten Wiese eingenommen wird, in natura wiedererstände. Das Problem ist weniger die Rekonstruktion der Wege und Beete, sondern die recht aufwändige Pflege der empfindlichen mediterranen Pflanzen. Sie würde die ohnehin überlasteten Gärtner zeitlich überfordern. So wie Lenné mit seinen wunderschön gezeichneten Plänen den König für seine Vorhaben gewann, so könnte die ebenso schöne Virtual Reality Installation dazu beitragen, dass der „politische Adel“ von heute die nötigen Mittel bereitstellt, erklärte dazu optimistisch HPI-Geschäftsführer Dr. Justus Woydt. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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