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Landeshauptstadt: Kampf der Heimlichkeit

Gesetz soll heimliche Vaterschaftstests verbieten / Potsdamer Firma betroffen

Gesetz soll heimliche Vaterschaftstests verbieten / Potsdamer Firma betroffen Von Dirk Becker Jetzt soll es den Männern an den Kragen gehen. Zumindest denen, die, wie es die Potsdamer Landtagsabgeordnete Klara Geywitz (SPD) nennt „maximale Erkenntnissteigerung bei minimalem Konflikt mit der Ehefrau“ suchen. Geht es nach einigen Frauen in der Politik, so sollen heimliche Vaterschaftstests durch Gen- Analyse in diesem Jahr nicht nur gesetzlich verboten, sondern mit Geldstrafen oder bis zu einem Jahr Haft geahndet werden. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) will das Verbot in einem geplanten Gentestgesetz einbringen und so die bestehenden rechtlichen Grauzonen beseitigen. Denn bei dem heimlichen Test, wozu der zweifelnde Vater nur ein eigenes Haar und eins von dem betreffenden Kind braucht, handelt es sich um einen Eingriff in das „informationelle Selbstbestimmungsrecht der Beteiligten“, der so nicht zu tolerieren sei, so Zypries. Hinzu kommt ihr Unmut über die erhebliche Zunahme solcher Tests, die durch zahlreiche Firmen für einen Preis zwischen 300 bis 500 Euro mit oftmals fragwürdiger Werbung angeboten werden. Zypries befürchtet, dass so „rechtswidrig in sozial funktionierende Familien eingegriffen“ werde. Thomas Krahn, Geschäftsführer der Potsdamer Firma Biotix auf Hermannswerder, sieht die Versuche und Äußerungen – die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Birgitt Bender, sprach davon, dass es in Sachen Vaterschaftstest „keinen Bonus für männliche Feigheit geben“ dürfe – eher gelassen. Biotix bietet seit 1999 Vaterschafts- und Verwandtschaftstests an. „Hochwertig qualitativ“, wie Krahn betont. Doch nur etwa zehn Prozent der knapp 600 ausgeführten Aufträge pro Jahr betreffen bei Biotix die so genannten heimlichen Vaterschaftstest. „Doch bei uns muss immer zumindest ein Elternteil mit diesem Test einverstanden sein.“ Denn Krahn kennt Anfragen, wo die misstrauische Schwiegermutter oder ein anderer Verwandter Klarheit haben will, ohne die betroffene Mutter oder den Vater informiert zu haben. „Derartige Tests gibt es bei uns nicht“, erklärt Krahn. Und sollte das Gesetz kommen, woran er aber zweifelt, dann werden die fehlenden zehn Prozent zwar „weh tun“, aber nicht existenzgefährdend sein. Krahn weiß, dass es in diesem Geschäft genug schwarze Schafe gibt. Genauso gut kann er die Bemühungen verstehen, das Thema Vaterschaftstest in geordnete Bahnen zu lenken. Doch diese polternde Art, mit der das Verbot samt Strafkatalog gefordert wird, hinterlässt bei ihm den Eindruck, dass hier „erst einmal viel gefordert, danach dann verhandelt wird“. Auch die Einseitigkeit der Diskussion stört ihn. Denn hier ist immer nur von feigen Männern die Rede. Doch über die Hälfte der Anfragen bei Biotix nach einem heimlichen Vaterschaftstest komme von Frauen. Auch der Vorwurf, dass die Werbung für die Tests Familien zerstöre, kann Krahn nicht nachvollziehen. „Wer keine Zweifel an seiner Vaterschaft hat, der wird kaum wegen einer solchen Werbung 500 Euro für diesen Test ausgeben.“ Und was das Verbot betreffe, da würden dann die Firmen in das Ausland auswandern und von dort ihren Service anbieten. Klara Geywitz unterstützt die Forderung ihrer Parteikollegin Zypries. Für sie ist der heimliche Vaterschaftstest seitens des möglichen Stammhalters ein „Vertrauensbruch“, denn durch diese Aktion werde das Sorgerecht der Mutter eingeschränkt. Und was das Informationsinteresse des Mannes angeht, da stehe schließlich der Weg eines Rechtsstreits offen, auch wenn der langwierig und erheblich kostspielig verlaufen kann.

Dirk Becker

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