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Landeshauptstadt: Kopfweiden warten auf gesunde Frisur

Stadt kündigt Vertrag mit Nabu / Keine Mittel mehr für Naturschützer zur Pflege der Babelsberger Nuthewiesen

Stadt kündigt Vertrag mit Nabu / Keine Mittel mehr für Naturschützer zur Pflege der Babelsberger Nuthewiesen Babelsberg. Im Winter ist die ideale Zeit, den Kopfweiden in den Babelsberger Nuthewiesen eine neue Frisur zu verpassen. „Die Ruten der Weiden wachsen ständig nach. Deshalb müssen sie regelmäßig gescheitelt werden, erklärt Manfred Miethke vom Naturschutzbund (Nabu) Potsdam. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Äste herauswachsen und die Kopfweiden bei Unwettern auseinander brechen. Bisher war der Nabu von der Stadt beauftragt, den Weiden die Ruten zu schneiden. In diesem Jahr gibt es dafür kein Geld mehr. Die Verträge mit dem Nabu, die bereits seit 1996 liefen, wurden zum Ende des letzten Jahres gekündigt. „Wir mussten das tun, da uns durch die vorläufige Haushaltsführung finanziell die Hände gebunden sind“, erklärte gestern Bernhard Kneiding vom Bereich Umwelt und Natur in der Stadtverwaltung. Die Stadt Potsdam sei inzwischen größer und außerdem würden vom Land immer wieder neue Aufgaben an die Unteren Naturschutzbehörden weitergegeben, ohne dass ihnen dafür genügend Geld zur Verfügung stehe. „Der Arten- und Biotopschutz fällt nun ebenso in unser Aufgabenfeld wie die Umsetzung von EU-Richtlinien. Da müssen wir neue Prioritäten setzen“, sagt Kneiding. Er bedauere sehr, dass die Verträge mit dem Nabu gekündigt werden mussten, doch sehe er keine akute Gefahr für die Kopfweiden. „Sie sind in einem sehr guten Pflegezustand. Bisher ist noch keine auseinander gebrochen und es besteht im Moment auch kein Anlass zur Sorge.“ Wie schlimm die Folgen sein können, wenn Kopfweiden nicht gepflegt werden, erklärt Manfred Miethke, der auch beim bisher letzten Nabu-Pflegeeinsatz im vergangenen Januar mit vor Ort war: „Die Weiden sind der Lebensraum für Insekten, Kleinsäuger und Vögel. Wenn der Baum bricht, dann fault er und geht als Lebensraum verloren.“ Erlebt habe er das nach dem Kriege, als die Weiden nicht mehr wirtschaftlich genutzt wurden. „Da sind die ganzen Kopfweiden weggefault.“ In der Vergangenheit waren die Bäume von wirtschaftlichem Nutzen, da die regelmäßig nachwachsenden Ruten zum Anbinden von Weinreben oder zum Flechten von Körben verwendet wurden. Zum Teil fanden sie auch Verwendung bei der Uferbefestigung. „Erst in den 80er Jahren legte man wieder mehr Wert auf Naturschutz. Damals wurden auch viele Kopfweiden neu angepflanzt“, erzählt der Naturschützer. In Potsdam sind vor allem Kindereinrichtungen an den Ruten interessiert. „Ich habe schon erste Anfragen vom Kindergarten Am Schlaatz. Die Kinder bauen daraus immer Flechthöhlen, in denen sie spielen können.“ Dieses Jahr wird das wohl nicht möglich sein. Michael Kaczmarek

Michael Kaczmarek

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