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Homepage: Positive Resonanz

Susanne Tockan arbeitet neben ihrem Studium als Nachrichtensprecherin und Moderatorin

Susanne Tockan arbeitet neben ihrem Studium als Nachrichtensprecherin und Moderatorin 15.00 Uhr. Fahrräder lehnen am Gitterzaun. Haus- und Wohnungstüren stehen offen. Susanne Tockan kommt zur Arbeit in die Redaktion des lokalen Fernsehsenders Potsdam-TV. Noch läuft der Betrieb ruhig: Beiträge werden geschnitten, mit Text und Musik unterlegt. Fröhlich lachend begrüßt sie die anwesenden Kollegen. 15.15 Uhr. Die Studentin der Linguistik, Literatur- und Erziehungswissenschaften an der Potsdamer Universität wird bereits erwartet. Zwei, drei Mal pro Woche verliest sie die Nachrichten und Polizeimeldungen. Ein Kollege drückt ihr die schon geschriebenen Texte zum Besuch der Queen, über die Stadtwerke und den Behindertenbeirat in die Hand. Ein erster Blick fällt auf die Blätter, dann sucht sie sich ein einen ruhigen Platz in den beengten Räumlichkeiten des Senders. Sie beginnt laut zu lesen und verändert Formulierungen, die hölzern klingen. 16.10 Uhr. Pause. Die Aufzeichnungen sind für 17 Uhr geplant. Im Moment wird die Moderation ihrer Kollegin gedreht. Susanne Tockan geht in die Maske, trägt Puder, Lidschatten und Lippenstift auf. Jeder Handgriff sitzt. Von Nervosität ist nichts zu spüren. In den Job ist sie so reingerutscht. Durch Zufall. Ihr ist es peinlich darüber zu sprechen. Sie druckst, lacht. „Man wird in blöde Schubladen gesteckt.“ Als Schülerin nahm sie an einer regionalen Misswahl teil, errang den ersten Platz und gewann eine Probemoderation bei Oberhavel-TV. Die Mitarbeiter waren zufrieden. Als jemand für ein neues Sendeformat gesucht wurde, erinnerten sich die Redakteure an die aus Bergfelde stammende junge Frau. Nach wie vor moderiert sie in ihrer Heimatregion einmal wöchentlich. In Potsdam arbeitet sie seit der Sendergründung im Herbst letzen Jahres. Damals wurde eine zweite Nachrichtensprecherin gesucht; und da die beiden Sender zusammenarbeiten, wurde die junge Moderatorin den Potsdamer Kollegen empfohlen. 16.30 Uhr. Noch Zeit für ein Schwätzchen. Susanne Tockan lacht. Ihre Nebenjob macht ihr Spaß. Seit vier Semestern studiert sie nun in Potsdam. Wenn sie mit ihren beiden Hauptfächern in ein oder zwei Jahren fertig ist, möchte sie im Bereich der Journalistik oder Moderation arbeiten, sagt sie. „Es wird nicht leicht. Viele haben den Traum.“ Sich vor anderen Menschen zu präsentieren, findet sie toll. „Ich freue mich über die positive Resonanz.“ Während ihres Abiturs spielte sie Theater, wollte gar Schauspielerin werden. Doch der Zufall öffnete ihr eine andere berufliche Perspektive. 16.50 Uhr. „Wann beginnt die Aufzeichnung“, fragt die noch in einen gestreiften Pullover gekleidete zierliche Person. „In circa zehn bis zwanzig Minuten.“ Etwas Unruhe ist zu spüren. Trotz Professionalität steigt der Adrenalinspiegel. Vor ungefähr zwei Jahren stellte ihr Bruder Bilder von „seiner schönen Schwester“ ins Internet. „Er wollte, dass ich bei den Miss-Deutschlandwahlen teilnehme“. Eine aufregende Zeit. Der Schritt war nicht mehr rückgängig zu machen. Mit 19 Jahren wurde Susanne Tockan zur Bronze-Miss- Deutschland gekürt. Im Anschluss reiste sie zu Internationalen Misswahlen nach Ecuador. Für sie sei es eine wunderbare Erfahrung gewesen, allein ans andere Ende der Welt zu reisen, neue Menschen und eine neue Kultur kennen zu lernen. Die Erfahrung sich nicht von der Konkurrenz auf dem Laufsteg irritieren zu lassen, sich zu behaupten, „hat mich wachsen lassen“. 17.03 Uhr. „Leute, wir müssen anfangen“, sagt eine männliche Stimme aus der Regie. Im Wohnzimmer großen Studio gehen die Scheinwerfer an. In die Kamera wird ein neues Band eingelegt. Währenddessen sucht die Nachrichtensprecherin ihre sechs A-4 großen weißen Textblätter zusammen und zieht aus ihrer Tasche eine cremefarbene Bluse, die sie gegen den Wollpulli eintauscht. 17.05 Uhr. Susanne Tockan setzt sich auf den Hocker hinter dem Tresen, liest noch einmal laut die Texte. 17.08 Uhr. Ruhe. Die Aufzeichnung beginnt. „Hallo und herzlich Willkommen“, begrüßt die Moderatorin lächelnd die Zuschauer. Im Regieraum, von dem normalerweise die Anweisungen für Sendungen kommen, haben die Mitarbeiter keinen Blick für das Vorgehen im Studio. Die Zeit eilt. Letzte Beiträge müssen geschnitten und aneinander gereiht werden 17.22 Uhr. Sieben Nachrichten wurden eingesprochen. Alles lief glatt. Kein Text muss nachgedreht werden. Kurze Pause, Austausch der Kassetten. Nervös spielt Susanne Tockan beim Probelesen der Polizeimeldungen mit dem Kuli, blickt auf und lächelt. 17.25 Uhr. Ruhe. Konzentration. Die Kamera läuft und die Verkehrsunfälle und Blitzerwarnungen werden aufgezeichnet. Währenddessen bearbeitet die Regie die fertigen Meldungen, die im Anschluss mit allen Beiträgen zur einstündigen Sendung zusammengefügt werden. 17.34 Uhr. Fertig. Das Licht geht aus. Susanne Tockan lacht. Nun wird sie warten bis das Zeichen aus der Regie kommt, dass die Aufzeichnungen wirklich fehlerfrei waren, die Tonqualität und die Lichtverhältnisse stimmen und kein Nachdreh nötig ist. Dann macht sie sich auf den Heimweg. Wenn um 18 Uhr die Sendung beginnt, sitzt die 21-Jährige bereits in der S-Bahn. Konkrete Pläne für ihren Lebensweg hat Susanne Tockan nicht, aber das Vertrauen, dass sich alles finden wird. Aufgezeichnet von Ulrike Strube

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