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Homepage: Potenzial auf jeden Fall erhalten

Zukunft von Zentren der Geisteswissenschaften

„Humboldt auf Abwegen?“ wurde unlängst auf einer Podiumsdiskussion am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) gefragt. Die Zukunft der außeruniversitären Geisteswissenschaften wurde erörterte. Ein hochaktuelles Thema, wird in Bewertungen des Wissenschaftsrates doch Wirksamkeit und damit Existenz einiger geisteswissenschaftlicher Institute außerhalb der Unis in Frage gestellt. Während das ZZF durchweg positiv evaluiert wurde, erhielt das ebenfalls in Potsdam ansässige Zentrum für Europäische Aufklärung „schlechte Noten“ (PNN berichteten).

Mit Humboldt hat das Ganze insofern zu tun, als der damalige Kultusdezernent im preußischen Innenministerium 1809 ein Konzept für die neue, heute nach ihm benannte Berliner Universität vorlegte, das die Einheit von Forschung und Lehre, die außeruniversitär schwer zu verwirklichen ist, zum Grundprinzip erhob. Ihn zum Kronzeugen für Bemühungen zu machen, die freien Institute in Universitäten einzugliedern, sei dennoch zu kurz gegriffen, so der Geschäftsführende ZZF-Direktor Prof. Martin Sabrow. Humboldt bejahte die Freiheit der Forschung „um ihrer selbst Willen“ und war 1812 an der Reorganisation der Königlichen Akademie der Wissenschaften beteiligt. Auch die spätere Gründung der Kaiser-Wilhelm-Institute mit ihren die spektakulären Erfolgen führte Sabrow mit auf die Wissenschaftspolitik Wilhelm von Humboldts zurück.

Die Standpunkte in der Diskussion reichten von Kompromissvorschlägen zur institutionelle Zuordnung (Prof. Ulrich Herbert) bis zur Eingliederung in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Akademiepräsident Prof. Günther Stock). Zuvor hatte ZZF-Codirektor Prof. Konrad H. Jarausch im PNN-Interview die Aufnahme in die Leibniz-Gesellschaft ins Gespräch gebracht. Prof. Sabrow geht dagegen davon aus, dass die positive Bewertung durch den Wissenschaftsrat dem ZZF die Chance eröffnet, in die so genannte Blaue Liste der staatlich geförderten Institute aufgenommen zu werden, was die Selbständigkeit weiter sichern würde. Dafür müsse sich das Forschungszentrum nochmals einer Evaluierung stellen.

Zum Historischen Institut der Potsdamer Uni strebt Sabrow eine intensivierte Zusammenarbeit „auf Halbdistanz“ an. Am ZZF arbeiten derzeit etwa 60 Wissenschaftlicher an einer Fülle von Projekten zur Zeitgeschichte, was im personell bescheiden besetzten, zudem zu allen Geschichtsepochen forschenden Historischen Institut der Uni nicht möglich sei. Das vom ZZF aufgebaute wissenschaftliche Potenzial müsse auf jeden Fall erhalten bleiben. Dazu gehöre die Absicherung des Nachwuchses. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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