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Sport: Profikarriere im Blick

18 Juniorenkicker vom DFB-Stützpunkt Cottbus trainierten in Potsdam vor 200 prüfenden Blicken das Passspiel

18 Juniorenkicker vom DFB-Stützpunkt Cottbus trainierten in Potsdam vor 200 prüfenden Blicken das Passspiel Die Tribüne ist gut gefüllt: Juniorentrainer aus UEFA-Ländern wie Frankreich, Italien, England, Ungarn oder Russland haben Stift und Schreibblock gezückt, um in der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee das deutsche Doppelpass-Training festzuhalten. Die 200 Delegierten debattieren seit Mittwoch im Dorint-Hotel Sanssouci über den Juniorenfußball und haben sich gestern zum praktischen Teil in die Sporthalle begeben. Auf dem Parkett steht der DFB-Bundestrainer Michael Skibbe, schaut den 18 Junioren des Verbandsleistungszentrums Cottbus beim Passspiel zu und erklärt den internationalen Trainern deutsche Passtechnik. „Wir können hier keine Flanken spielen“, sagt Skibbe. „Die Halle gibt nicht mehr her.“ Die jungen Fußballer geben dennoch ihr Bestes, um vor den Augen der auserwählten Kritiker, darunter auch der Kapitän der norwegischen U 19-Mannschaft Jone Samueisen, ein gutes Bild abzugeben. „Es ist schon etwas Besonderes, von Skibbe trainiert zu werden“, sagt der 15-jährige Martin Männel aus Velten. Wie seine Fußballkollegen hat sich der Torhüter erst in die Kreisauswahl gekickt und dann bei Sichtungs-Turnieren vor den prüfenden Blicken der Nachwuchstrainer bestanden. Vor vier Jahren ist er schließlich zur Cottbuser Fußballschule gekommen und spielte im vergangenen Herbst bereits im DFB-Juniorenteam beim Freundschaftsspiel gegen die Türkei. Ergebnis: 2:2. „Naja, in der Nachspielzeit habe ich die beiden Tore kassiert.“ Seine zukünftige Fußball-Karriere hat der ehrgeizige Spieler bereits jetzt fest im Visier. „Ich will in der Bundesliga spielen“, hat sich Martin vorgenommen. „Mit 18 könnte ich schon zu den Amateuren.“ Auf ein klares Vorbild kann sich Martin bei seinen Ambitionen aber nicht stützen. „Oliver Kahn finde ich zwar als Torhüter gut, als Mensch aber nicht.“ Sein Cottbuser Fußballtrainer Manfred Duchrow ist zufrieden mit seinem Schützling: „Er ist ehrgeizig, hat eine gute Technik und ist reaktionsschnell. Aber der liebe Gott muss nachhelfen, dass er noch wächst.“ Unter 1,80 Meter hätten es Torhüter sehr schwer zu bestehen. Vor den UEFA-Nachwuchstrainern steht er sicher im Handball- Tor und lässt keinen der silbernen Bälle durch. Während die Spieler die Doppelpässe, die sie bereits vormittags trainiert haben, dem Bundestrainer präsentieren, erzählt Skibbe den UEFA-Trainern von der deutschen Fußballbesonderheit. Die Hälfte der deutschen Nationalspieler bei der WM 2002 stammten aus Ostdeutschland und dass obwohl dort nur ein Viertel der Einwohner lebe. „In der DDR gab es eine sehr gute Jugendausbildung. Wir versuchen nun, das dortige Techniktraining für Gesamtdeutschland zu übernehmen“, erklärt Skibbe den UEFA-Delegierten. Doppel-Doppelpass und die Möglichkeiten des beidfüßigen Trainings demonstrieren die Kicker aus dem Land Brandenburg, eine der Brutstätten früherer Fußballtalente. Besonders die Sportbetonten Schulen in Nordostdeutschland würden dem DFB die Arbeit erleichtern, denn der Fußball-Bund setzt auf dezentrale Ausbildung. Das Angebot, in Elstal eine Fußballschule für die besten deutschen Nachwuchskicker zu eröffnen, wurde vor zwei Jahren abgelehnt. Ein zentrales System wie damals vorgeschlagen führte zumindest in den Niederlanden zum Erfolg. In Potsdam haben sich seitdem Fußballschulen etabliert. Sei es der frühere Profi René Tretschok mit seiner Schule in Fahrland oder Ingo Nachtigall, früherer Spieler und Trainer des SV Babelsberg 03, mit seinem Konzept, bereits Kindergartenkinder an den kontrollierten Umgang mit dem Ball zu gewöhnen. Denn er sieht Probleme in der technischen Ausbildung der heutigen Fußball-Jugend. Dass der Fußball-Nachwuchs Probleme mit der Technik hat, lässt auch der Cottbuser Trainer Duchrow durchblicken. Jährlich werden etwa 300 brandenburger Fußballhoffnungen gesichtet, bevor die besten dreißig zur Abschlusssichtung nach Cottbus eingeladen werden. Zwanzig von ihnen kommen dann jährlich in die Fußballklasse des DFB- Stützpunktes. „Und selbst bei denen gibt es noch technische Defizite.“ Zu den zwanzig Besten gehört auch der Potsdamer Falko Röbel. Seit einem halben Jahr kickt der groß gewachsene linke Mittelfeldspieler in Cottbus – und für den FC Energie. Denn mit dem Wechsel von der SG Bornim über den SV Babelsberg 03 an die Sportschule in der Lausitz gab er auch seinen Spielerpass mit ab. Sieben Tore hat der 15-Jährige bislang in dieser Landesligasaison geschossen, auch weil das Offensivspiel mehr Spaß macht als zu verteidigen. Nun will sich Falko einen Stammplatz in der Regionalligamannschaft der Cottbusser B-Junioren erkämpfen. Einen Vorteil hat er seiner Meinung nach gegenüber seinen Mannschaftskollegen: er sei schnell. Und später will er im Stadion der Freundschaft einmal solche Flankenläufe zelebrieren, wie Ze Roberto dies für Leverkusen tat und die Bayern tut. Der Jahrgang 1988 zeigt derweil in Potsdam eine volle Stunde sein Doppelpass-Können auf dem Parkett. Direkt nach dem exklusiven Training geht es wieder zurück nach Cottbus – mit dem offiziellen Bus der Nationalmannschaft „Die Jungs sind natürlich stolz wie die Spanier“, sagt Sportschullehrrer Manfred Duchrow. Auch im Hotel wurden sie am Mittwochabend bereits wie Stars empfangen. „Es ist schon etwas besonderes für die Jungs, im Hotel persönlich begrüßt zu werden. Auch Torhüter Martin ist vom Vier- Sterne Hotel beeindruckt. „Das gibt es nicht alle Tage. Aber im Trainingslager in Quatar habe ich sogar schon in einem Fünf-Sterne- Hotel übernachtet.“ Michael Kaczmarek, Jan Brunzlow

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