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Landeshauptstadt: „Tod auf Raten“

Stadtverordnete beschlossen Schulentwicklungsplan

Die Abstimmung der Potsdamer Stadtverordneten über den Schulentwicklungsplan stößt in Verwaltungskreisen auf Unverständnis. Denn mit dem Beschluss, die Gesamtschulen Marie-Curie (Schule 49) und Rosa-Luxemburg (19) zu erhalten, liegt die Entscheidung, welche Schule ab dem kommenden Schuljahr keine siebente Klasse aufnehmen wird, laut Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer nun im Anwahlverfahren. Damit wurde seiner Ansicht nach die Entscheidung von der politischen auf die Verwaltungsebene geschoben. Die Stadtverordneten stimmten für die Anträge, die beiden Gesamtschule zu erhalten und für das Espengrund-Gymnasium (11) einen Schulversuch „kooperative Gesamtschule“ beim Ministerium zu beantragen (siehe Kasten unten). Die Ernst-Haeckel-Gesamtschule (32) wird dagegen zum Ende des laufenden Schuljahres geschlossen. Den Schülern steht die anschließende Schulwahl frei.

Peter Schüler, Bündnis 90/Grüne, sagte während der Diskussion am Mittwochabend in der Stadtverordnetenversammlung, „wir haben nichts gewonnen, wenn wir alle Schulen offen halten“. Die Aufgabe der Stadtverordneten sei es, ein hochwertiges und breites Bildungsangebot zu sichern. Er stimmte aber dem Antrag zu, in dem die Stadt Potsdam die Herabsetzung der ministerialen Richtfrequenz von 27 Schülern pro Klasse fordert. Das Brandenburgische Bildungsministerium machte jedoch bereits deutlich, einer solchen Forderung der Stadt nicht nachkommen zu können. „Dies entspricht der Forderung nach mehr Klassen, was dann mehr Lehrer bedarf“, sagte ein Ministeriumssprecher gegenüber den PNN. Doch das Schulressourcenkonzept des Landes sieht die Verringerung der Lehrerzahl parallel mit dem Absinken der Schülerzahl in den Sekundarstufen vor. Zwar arbeiten die Lehrer in Brandenburg derzeit nicht Vollzeit, doch würde die jetzige Absenkung der Schülerzahlen pro Klasse viel Geld kosten.

Der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Mühlberg sagte zur später abgestimmten Beschlussvorlage zum Schulentwicklungsplan, sie sei „ein Tod auf Raten“. Die Schulen hätten ein Recht, Klarheit zu bekommen. Dies sei ihnen nun verwehrt worden, heißt es aus dem Schulamt. Denn mit dem Ende des Anwahlverfahrens am 9. März – bis dahin müssen alle Eltern ihre Kinder für die kommenden siebente Klassenstufe mit Schulwunsch angemeldet haben – wird das staatliche Schulamt reagieren müssen.

Bogel-Meyhöfer betonte, sollten sich weniger als 40 Schüler für eine Schule entscheiden, wird an dieser im kommenden Schuljahr keine 7. Klasse eröffnet. „Wenn es danach erneut keine politische Entscheidung gibt, wird auch im Jahr danach das Anwahlverfahren entscheiden“, so Potsdams Schulrat.

Der Schulentwicklungsplan prognostiziert im kommenden Schuljahr Schülerzahlen für die siebenten Klasse, die im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel absinken und sich ab dem Schuljahr 2005/06 halbieren. Demnach werden im Schuljahr 2004/05 1132 Schüler in 42 Klassen und ein Jahr später 919 Schüler in 37 Klassen in die Sekundarstufe I übergehen. Durch den Erhalt der beiden Gesamtschulen und einer Klasse am Espengrund-Gymnasium besteht nun ein Überangebot – abzüglich der beschlossenen Absenkung in der Voltaire- und Lenné-Gesamtschule – von vier Klassen, die auf Grund der fehlenden Schüler wohl nicht besetzt werden können. Die Anordnung, von Amts wegen Schulen zu schließen, würden dann laut Bogel-Meyhöfer in Potsdam zum ersten Mal vorgenommen. Jan Brunzlow

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