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Landeshauptstadt: Unesco entscheidet nicht

Streit um Villa Schöningen: Unesco-„Praktikant“ schickte Brief an Stadt

Streit um Villa Schöningen: Unesco-„Praktikant“ schickte Brief an Stadt Berliner Vorstadt - Auf ein Votum der Unesco kann die Stadt Potsdam im Streit um eine Bebauung des Weltkulturerbe-Areals der Villa Schöningen nicht bauen. „Wir werden Potsdam die Entscheidung nicht abnehmen“, sagte gestern Dieter Offenhäußer, Sprecher der Deutschen Unesco-Kommission, auf Anfrage der PNN. Offenhäußer verwies darauf, dass zunächst die regionalen Denkmalbehörden – die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege – zuständig seien. Erst wenn es nach deren Stellungnahmen Konflikte gebe, könne die Deutsche Unesco-Kommission sich einschalten und den Streitfall an entsprechende Gremien weiter geben. Dazu zählt laut Offenhäußer der Welterbeausschuss, an dem die Kultusministerkonferenz, das Auswärtige Amt und die Deutsche Unesco Kommission beteiligt sind. Als zweite Instanz gilt der „International Council on Monuments and Sites“ (Icomos). Doch bisher prüft die Deutsche Unesco-Kommission den Fall Villa Schöningen nicht – was die Forderung des Bauausschusses an die Stadtverwaltung, vor einer Entscheidung über die Auslegung des Bebauungsplans für die gesamte Nördliche Berliner Vorstadt eine Stellungnahme der Unesco vorzulegen, unerfüllbar macht. Der derzeitige Bebauungsplan-Entwurf sieht vor, dass in L-Form rund um die Villa Schöningen fünf so genannte „Kavalierhäuser“ gebaut werden dürfen. Aus den damit erwirtschafteten Erträgen soll nach Angaben der Projektentwickler die Außensanierung der verfallenen Villa Schöningen – dem ersten Haus hinter der Glienicker Brücke – finanziert werden. Entschiedener Gegner dieses Vorhabens ist der Verein Berliner Vorstadt e.V.. Dass die Deutsche Unesco-Kommission in dem Streit keine Position bezieht, hat aber offenbar auch die Potsdamer Stadtverwaltung zunächst nicht erwartet. Sie soll nach PNN-Informationen von der Kommission zunächst andere Signale bekommen haben. Sprecher Offenhäußer bestätigte gestern, dass ein Brief an die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz geschickt worden sei, der offiziell nicht existiere. Ein „Praktikant“ habe das nicht unterzeichnete Schreiben vorbereitet und an „die Adressatin“ geschickt. Von Kuick-Frenz wollte dies gestern nicht kommentieren. „Es gilt nur, was offiziell hier ankommt“, sagte sie. Dazu zähle ein Schreiben des Generalsekretärs der Deutschen Unesco-Kommission, Dr. Roland Bernecker, das sie am 27. September erhalten habe. In Bezug auf einen PNN-Bericht vom 17. September, in dem Kuick-Frenz geäußert hatte, bis zur Bauausschusssitzung am 27. September würden Stellungnahmen von Schlösserstiftung und Unesco vorliegen, wolle er „ausdrücklich darauf hinweisen“, dass die Deutsche Unesco-Kommission zurzeit keine Stellungnahme abgeben könne. Der Verein Berliner Vorstadt e.V.. forderte Oberbürgermeister Jann Jakobs unterdessen in einem Offenen Brief auf, die Grundstücke der Villa Schöningen aus dem Bebauungsplan für die Nördliche Berliner Vorstadt herauszunehmen. Dieses Verfahren kündigten auch Mitglieder des Bauausschusses an, sollten bis zu ihrer Sitzung am 11. Oktober keine Stellungnahmen von Schlösserstiftung und Unesco vorliegen. Grund dafür ist auch, dass der Hauptinvestor für das geplante 130-Millionen-Euro-Villenviertel „Beverly Hills“ an der Berliner Straße mit Rückzug gedroht hat, sollte sich der Beschluss zur Auslegung des Bebauungsplans weiter verzögern.

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