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Landeshauptstadt: Ungenaue Linienführung

Landtag könnte größer werden als Original-Schloss

Innenstadt - Das Gerangel um den Landtagsneubau im Herzen der Stadt hat eine neue Debatte gefunden. Denn das neue, zu planende Gebäude für die Landesvertreter des gemeinsamen Bundeslandes Berlin und Brandenburg am Alten Markt könnte breiter werden als das Original von Knobelsdorff. Im Bebauungsplan „wurde der historische Stadtgrundriss nicht genau nachgezogen“, sagte die Baudezernentin Elke von Kuick-Frenz gestern auf Nachfrage. Damit könnte der Landtagsneubau theoretisch, wenn der Bebauungsplan in dieser Form Gültigkeit erlangen sollte, mit einem anderen Grundriss als dem historischen versehen werden. Begründet wird das Abweichen des B-Plans mit gestalterischen „Freiheiten im bevorstehenden Wettbewerbsverfahren“, sagte von Kuick-Frenz.

Die Potsdamer Landtagsabgeordnete der Linkspartei.PDS, Anita Tack, fordert nun eine neue Grundsatzdebatte über einen Landtagsneubau: Einerseits entspräche ein Bau abseits des historischen Schlossgrundrisses nicht dem im Landtag getroffenen Entschluss. Andererseits würden die derzeitigen Aussagen über Fusionspläne von Berlin und Brandenburg erneut die Frage aufwerfen, ob ein Landtag für beide Bundesländer nötig ist. Sollte die letztendliche Bauplanung so aussehen, dass der Landtag nicht wie das frühere Schloss gebaut werde, sei der Beschluss des Landtages zum Bau am Alten Markt nicht gültig.

Auch Wieland Niekisch, Landtagsabgeordneter und Kreischef der Potsdamer CDU, sieht im aktuellen B-Plan den Abschied von Knobelsdorff beim Landtagsneubau. Er verweist auf den aktuellen Beschluss des Landtages, in dem es heißt: „Die Landesregierung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Landtag und in Abstimmung mit der Landeshauptstadt Potsdam die Voraussetzungen für den Landtagsneubau in den äußeren Um- und Aufrissen des ursprünglichen historischen Gebäudes zu schaffen“. Die Baubeigeordnete von Kuick-Frenz verweist darauf, dass auch das Land bei der Wiederherstellung der historischen Fassade Abstriche gemacht habe. Sie sieht den Plan, dass Schloss auf dem Grundriss zu gestalten, nicht in Gefahr. Es soll den Bietern im Verfahren lediglich die Möglichkeit der freien Gestaltung gegeben werden.

Eine genauere Angabe der Baulinie im B-Plan fordert auch Saskia Hüneke von den Potsdamer Bündnisgrünen. Die Kustodin der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bedauert bereits die Aussagen der Machbarkeitsstudie für den Landtag, die zwar die Machbarkeit prinzipiell nachgewiesen hätte, aber wegen Ungenauigkeiten in der Architektur nicht überzeugen könne. Der neue Landtag auf dem historischen Standort sei jedoch ein „architektonisches Vorhaben von herausragender Bedeutung, in dem sich Geschichte und Zukunft begegnen sollen“. Dafür sei jedoch ein genauer Fassadenverlauf „mit den Risaliten, die eine wesentliche Grundlage für die Wirkung der historischen Fassaden waren“. Als Risaliten gelten die Ecktürme, deren Kubatur breiter war als die der Gänge und Gebäude im Anschluss. Nun sollen diese ebenso breit werden können. Eine Abkehr von der Fassadenstruktur würde die Entscheidung für einen Landtag an dieser Stelle „letztlich sinnlos machen“, so Hüneke. Jan Brunzlow

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