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Homepage: Vom Recht auf Faulheit

Civitas-Vortrag von Prof. Peter Kammerer an der FH

Professor Peter Kammerer, Soziologe an der Universität Urbino, führt im neuen Jahr die Civitas-Reihe „Arbeit! Arbeit! Arbeit?“ fort. Mit dem Titel „Recht auf Faulheit“ wird ein neuer Akzent gesetzt und – historisch unterlegt – eine Alternative zur Fixierung auf die Erwerbsarbeit benannt. Zu den Szenarien, die seit über 100 Jahren diskutiert und jetzt vielleicht Wirklichkeit werden, gehört das vom „Ende der Arbeit“ bzw. vom „Ende der Arbeitsgesellschaft“.

Die gegenwärtige Entwicklung verläuft laut Kammerer widersprüchlich. Immer mehr Menschen werden entlassen bzw. finden keine Arbeit mehr, während gleichzeitig die Beschäftigten länger und intensiver arbeiten. „Die Regierungen jeder Couleur versprechen mehr Arbeitsplätze und weniger Arbeitslosigkeit. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie diese Versprechen nicht einlösen können.“ Um nicht im „Kuddelmuddel der Meinungen über Wachstum, Beschäftigung und technische Revolution“ die Übersicht zu verlieren, schlägt Peter Kammerer vor, einen oder mehrere Schritte zurück zu machen.

Der Ökonom John Maynard Keynes hat schon 1930 prognostiziert, dass im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts die wöchentliche Arbeitszeit auf 15 Stunden sinken und das größte Problem der Menschheit wird sein, die Verwandlung von Arbeitszeit in Freizeit kulturell, psychologisch und moralisch zu bewältigen. Keynes spricht von einer anthropologischen Revolution, die in Jahrtausenden verinnerlichte Normen außer Kraft setzen wird. Die von ihm prognostizierten Wachstumsraten und Produktivitätsfortschritte sind verwirklicht, aber das „Transformationsproblem“ von Arbeitszeit in Freizeit, werde heute nicht einmal ernsthaft diskutiert. Überlegungen zum „Recht auf Faulheit“ (Paul Lafargue) seien notwendig, wenn man die Würde des Menschen auch im Falle steigender Arbeitslosigkeit im Auge behalten wolle.

Peter Kammerer (Jg. 1938) lehrt Soziologie an der Universität in Urbino. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Migrationsforschung, seine Neigung gilt dem Thema „Kunst und Politik“. Die Veranstaltung findet am 9. Januar, 18 Uhr im „Schaufenster“ der FH, Friedrich-Ebert-Str. 6 statt. PNN

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