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Homepage: Wandel fordert angehende Sozialarbeiter Sozialministerin Ziegler an FH zur Demographie

Von Jan Kixmüller Eins wollte Brandenburgs Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) gleich klarstellen, als sie am Mittwoch vor Studierenden des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Potsdam sprach. Die Hartz IV-Reformen hätten nicht zum Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen.

Von Jan Kixmüller Eins wollte Brandenburgs Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) gleich klarstellen, als sie am Mittwoch vor Studierenden des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Potsdam sprach. Die Hartz IV-Reformen hätten nicht zum Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen. Vielmehr sollen die Reformen die Sozialsysteme sichern und den Langzeitarbeitslosen eine Chance bieten, gesellschaftlich wieder eingebunden zu werden. Von den angehende Sozialarbeitern, die den Hörsaal bis auf den letzten Platz füllten, erhofft sich die Ministerin, dass sie den Reformprozess genau verfolgen und zu wichtigen Schlussfolgerungen kommen. Schließlich sind die Studierenden die Generation, die mit den Umbrüchen in Zukunft klar kommen muss. Gerade der Bereich Sozialwesen werde hier eine zentrale Rolle einnehmen. Ziegler umriss die demographischen Prognosen, frappierende Zahlen von rapidem Bevölkerungsrückgang, die seit einiger Zeit bekannt sind, das Jahr 2020 als Messlatte im Vergleich zu heute: 170 000 Menschen weniger in Brandenburg, die Zahl der im Alter Hilfsbedürftigen um 100 000 gestiegen, 40 000 mehr Pflegebedürftige. Hier entstehe ein enormer Druck auf die Politik, die Infrastruktur in den Randbereichen Brandenburgs, die rapide an Einwohnern verlieren, müsse aufrecht erhalten werden. Denn nicht nur die Angst vor Arbeitslosigkeit drücke die Geburtenrate, auch sei eine entsprechend familienfreundliche Umgebung und die Nähe von ärztlicher Versorgung ausschlaggebend für den Kinderwunsch. Ein familienpolitisches Konzept für das Land will die Ministerin bis zum Herbst 2005 vorlegen. Dann hatte sie noch einen Hinweis, der für Erheiterung im Auditorium sorgte. „Die Männer müssen fleißiger werden“, sagte sie und sprach etwas nebulös von „Rahmenbedingungen der Lust“, die verbessert werden müssten. Die Verschiebung zu einer älteren Gesellschaft scheint derzeit allerdings unaufhaltsam. Während heute noch fünf Erwerbstätige für zwei Rentner aufkommen werden es 2020 nur noch drei sein und 2050 rechnet man mit einem Verhältnis von 1:1. Die Gruppe der Senioren wird größer. Für Ziegler, gerade mit Augenmerk auf die Studierenden des Sozialwesens, aber eine Chance. Sie spricht etwas unglücklich formuliert vom „Abschöpfen des Potenzials“ der älteren Bürger. Was sie meint ist, dass eine große Kundengruppe für den Pflege - und Wellnessbereich wie auch für andere Wirtschaftszweige entstehe. Auf eine kritische Bemerkung aus dem Publikum hin stellt sie klar, dass „Abschöpfen“ im besten Sinne gemeint sei: „Viele alte Menschen können und wollen sich noch in die Gesellschaft einbringen.“ Doch zurück zum Pflegebereich. Hier gelte es das derzeitige Verhältnis von 28 Prozent stationärer Pflege gegenüber 72 Prozent häuslicher Pflege in Brandenburg aufrecht zu halten und auszubauen. Ziegler prognostiziert einen rapide ansteigenden Bedarf an Pflegekräften: „Es wird einen Kampf um die Auszubildenden im Pflegebereich geben.“ Dann folgte wieder eine etwas holprige Formulierung. Man müsse sich an den Gedanken gewöhnen, dass auch ausländische Mitbürger für den Pflegebereich ausgebildet werden. Das war wohl nicht so abwertend gemeint, wie es klang. Doch manch einer der Studenten schüttelte den Kopf. Die Ministerin schloss damit, dass für das demographische Problem intelligente Lösungen aus der Gesellschaft benötigt würden. „Dafür studieren Sie“, richtet sie sich an die Studierenden. Die Politik benötige Lösungen, die aus der Wissenschaft und der Gesellschaft kommen, wie etwa Patenschaften und Aktionsbündnisse.

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