zum Hauptinhalt

Kultur: Heiligenschein aus Phosphor

„Die drei Highligen“: Zöllner, Michaelis und Herzberg im Lindenpark

„Die drei Highligen“: Zöllner, Michaelis und Herzberg im Lindenpark Pünktlich zum Dreikönigstag schlüpfen drei Männer wieder in Rollen, die sie seit 1993 von Zeit zu Zeit bekleiden. Die Männer: Dirk Michaelis, Dirk Zöllner und André Herzberg – in Potsdam bedarf es keiner Vorstellung dieser Namen. Mit ihren Bands „Karussel“, „Die Zöllner“ und „Pankow“ füllen sie seitenweise Kapitel im Lexikon des Ostrocks. Ihre Rolle an diesem Abend: „Die drei HIGHligen“. Geistliche Choräle bringen das Publikum im Lindenpark vor dem Konzert in Stimmung. Eine Stimme ertönt und erzählt mit tiefer, warmer Stimme von einem Kometen, einer Vision und drei Menschen, die sich aufgemacht haben, ihre Visionen unter die Menschen zu bringen: „Die drei Highligen“ sind da: Dirk Zöllner im grünen Samtjacket, das später einem silbernen Oberteil weichen wird, Dirk Michaelis, elegant, ganz in Weiß und André Herzberg im schwarzen Schmuddel-Overall. Michaelis schnappt sich die E-Gitarre und das Trio schart sich um das Mikro: mit einer Textcollage aus Reiser-, Lindenberg-, Grönemeyer – aber auch Songs der Drei – beginnt die Reise. Eine turbulente Fahrt mit Pannen, wie gleich zu Beginn, als die Monitor-Box sich in den Mittelpunkt knackte. So etwas kann gestandene Profis natürlich nicht aus der Ruhe bringen. „Willkommen Volk!“, begrüßt Zöllner das jubelnde Publikum. Gleich beim zweiten Song, „Heiligenschein aus Phosphor“ stellen die Fans Textsicherheit und vor allem Stimmgewalt unter Beweis. Der Refrain erschallt aus Hunderten Kehlen und rührt die Akteure auf der Bühne sichtlich. Genauso wie die Drei die Instrumente wechseln, springen sie auch in den Musikstilen. Fühlt man sich in einem Moment noch an „Simon und Garfunkel“ erinnert, rasen die Musiker plötzlich mit rockenden Gitarren und rotziger Mundharmonika von Herzberg davon. Michaelis greift genauso beherzt in die Tasten am Piano, wie er die Saiten seiner E-Gitarre mit abwechslungsreichen Picking-Mustern bespielt. Sehr unterhaltsam auch ihre Version von „Twist and Shout“: „Ich will mit dabei sein“, schreien die Drei im Chor, während der Shuffle-Rhythmus die Gitarren zum Glühen bringt. Und nicht nur die, denn wieder dauert es nicht lange, bis das Publikum den Chor lautstark verstärkt. Auch die „Highligen“ haben ihren Spaß: Wenn ein Einsatz verpasst wird, die Akustikgitarre allzu sehr schnarzt oder die Kopfstimme Herzbergs sich purzelnd überschlägt. Nach zwei Stunden alter und neuer Geschichten verabschieden sich die „Drei Highligen“ mit einem Verprechen: „Am 6. Januar 2006 kommen wir wieder. Spätestens. Die Saalbeleuchtung ist schon wieder eingeschaltet, doch das Publikum klatscht und schreit weiter nach ihren Helden. Diese lassen sich tatsächlich zu einer weiteren Zugabe erweichen und spielen einfach ihren ersten Song ein weiteres Mal: „Wir sind alle Verkäufer. Und Verkaufen, das ist der Sinn. Aber wenn du nichts zu verkaufen hast, haut dein Leben nicht hin.“ Der euphorische Beifall kann die Musiker diesbezüglich beruhigen: Sie haben sich und ihre Lieder ausgezeichnet verkauft. Christoph Henkel

Christoph Henkel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false