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Kultur: Im milden Licht des blauen Tages

Collagen von Monika Olias in der Stadt- und Landesbibliothek

Collagen von Monika Olias in der Stadt- und Landesbibliothek Besser passte selten ein Titel zu einer Ausstellung. Im milden Licht des fast schon altersweise lächelnden Gesichts der Künstlerin erstrahlte nicht nur der inzwischen dunkelblau gewordene Tag, sondern auch die anwesende Gemeinschaft der Freunde und Bekannten. Monika Olias konnte bei der Vernissage ihrer Ausstellung „Im milden Licht des blauen Tages“ in der Stadt- und Landesbibliothek auf eine Menge Publikum schauen. Das aber saß wie zu einer Lesung auf den kleinen Bibliotheksstühlen und sah auf die metallgerahmten Stellwände, an denen die Arbeiten hingen. Ein wenig um die Ecke musste man den Blick wenden, um sie auch zu sehen. Ungeachtet der ästhetischen Qualität und des Themas erlebt der häufige Besucher dieses Ausstellungsortes eine immer wieder gleiche Hängung gerahmter Bilder über brauner Stoffbespannung, auf der sich die Titelschilder aus dünnem Papier schamhaft krümmen. Die Bibliothek ist zu loben wegen ihrer Lichtinstallation, die endlich Farbe auf die kränkelnde Fassade zaubert, mitnichten aber wegen des lieblosen Umgangs mit der Kunst, der hehren. Der Selfmade-Charme einer solchen Präsentation erinnert auch an die Zeiten, die Laudatorin Jeanette Goldmann berief, als die Betten noch für sechs Ostmark zu haben waren, aber, man mag es betrauern oder nicht, diese Idyllen sind endgültig passé. Jedoch – man hat das schon immer so gemacht und alle sind“s zufrieden, zufrieden war offensichtlich auch Monika Olias, die dieser Tage ihren 65. Geburtstag feiert und unter anderem auch deshalb mit dieser Ausstellung geehrt wurde. Ehre, wem Ehre gebührt, und Ehre gebührt der rührigen Kunstpädagogin vor allem für ihre Verdienste um die Kunstschule Potsdam, die sie, aus bürgerbewegten Kreisen kommend, in der Absicht gründete, fern von staatlicher Dreinrederei vor allem junge Menschen künstlerisch zu fördern. Und dank ihres beständigen Engagements konnte sich die Einrichtung zu einer inzwischen traditionsreichen Institution entwickeln, in der regelmäßig Hochwertiges produziert wird. In ihren ausgestellten Collagen verwendet die Künstlerin Olias Stofffetzen, Zeitungspapiere und andere Materialien, kombiniert das scheinbar Zufällige zu wiedererkennbaren Landschaftsbildern in bescheidenem Format. Auf der Schwelle zwischen Konkretion und Abstraktion spielt sie ein einträchtiges Miteinander von Farben und Materialien zu dominant harmonischen Atmosphären aus. Heiter beschwingt, wie nach dem Genuss eines Glases Champagner kommen die Wiesen-, Seen-, Berg- und Blumenlandschaften daher und sind fast so selig wie das Lächeln auf dem Gesicht der Jubilarin. Beinahe ein wenig zu selig, möchte man meinen, wo selbst der „düstere Himmel“ nichts Schweres, Wuchtiges an sich hat, keine Bedrohung ist spürbar, die Düsternis zertröpfelt sich in zarten Pünktchen. Wenn es sich bei diesen Landschaftsbildern auch um Seelenabbildungen handelt, ist diese Seele sicher weise und heiter, ganz und gar lieblich, in Übereinstimmung mit sich und der Natur. So scheint es nur folgerichtig, dass Menschen durch Abwesenheit glänzen. Bedrohen doch sie und nur sie diese Idylle. Zu sehen bis zum 10. Februar.

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