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Kultur: Ken Loach mit „Just a Kiss“ im Filmmuseum Andreas Dresen führt Gespräch mit dem Briten

„Willst du unsere Familie zerstören für eine Frau? Für sie bleibst du die ,schwarze Ratte“.

„Willst du unsere Familie zerstören für eine Frau? Für sie bleibst du die ,schwarze Ratte“.“ Casim sieht sich in die Enge getrieben. Nicht nur die Schwester ist gegen seine Liebe zu der katholischen Musiklehrerin Roisin. Auch die Eltern haben längst andere Pläne mit ihrem Sohn. Er soll seine Cousine heiraten, so wie es seit langem besprochen ist. Casim, der sympathische pakistanische DJ wehrt sich gegen diese Bevormundung. Und doch macht es ihm das Herz schwer, die Eltern enttäuschen zu müssen, für die es um die Familienehre geht. Und diese besagt nun mal, dass Moslems und Katholiken, Schwarz und Weiß, nicht zusammen gehören. Die Eltern haben es am eigenen Leibe schmerzhaft fühlen müssen. „Just a Kiss“, dieser so leichtfüßig-poetische und doch tiefgründig erzählte Liebesfilm über die Überwindung engstirniger, religiöser Schranken, ist der Einstieg in ein Gespräch mit Regisseur Ken Loach am heutigen Abend im Filmmuseum. An der Seite des Potsdamer Regisseurs Andreas Dresen wird der britische Filmemacher sicher nicht nur über diese in Glasgow spielende Geschichte erzählen, die sich sehr erfrischend von seinem mitunter düster-strengen Doku-Realismus absetzt. Mit seinen beiden Hauptdarstellern Eva Birthistle und Atta Yaqub ist Ken Loach eine weiche, einfühlsame Zeichnung grenzenloser Zuneigung, aber auch von Intoleranz und Starrsinn gelungen, ohne den Zeigefinger aufdringlich zu erheben. Sowohl Casim als auch Roisin sind immer wieder hin- und hergerissen, zweifeln und verzweifeln – und halten doch innig aneinander fest. Wie Casim eckt auch Roisin mit ihrer „wilden Ehe“ an. Als katholische Lehrerin bekommt sie Schwierigkeiten mit dem Träger ihrer Schule und wird versetzt. Ihre Gefühle lässt sich die geradlinige, selbstbewusste Irin jedoch nicht vorschreiben. Sie kämpft um ihr Glück - und weiß sich schließlich von Casim darin unterstützt. Seit über 40 Jahren zieht Regisseur Ken Loach konsequent gegen politische, soziale, religiöse Missstände zu Felde: Er gibt Arbeitern, Unterprivilegierten und Außenseitern seine Stimme, aber eben auch starken jungen Menschen, die sich zu wehren bereit sind. Heidi Jäger „Just a Kiss“, heute 19.30 Uhr, anschließend Filmgespräch von Andreas Dresen mit Ken Loach.

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