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Kultur: Liturgie – das Herz der Kirche?

Kaplan Filler sprach in der „arche“ über die römische Liturgie

Kaplan Filler sprach in der „arche“ über die römische Liturgie Nach Felix Bentes ist die heilige Messe der Katholiken, „in ihrer Ganzheit betrachtet", ein Opfer, kein Mahl. In ihr vollziehe sich noch einmal die Vergegenwärtigung des Kreuzestodes Christi am Berg Kalvaria zu Jerusalem, den „unblutig und geheimnisvoll" miterleben könne, wer dem streng geregelten Ablauf einer katholischen Messe vertraut, der Römischen Liturgie. So stelle das „letzte Abendmahl“ eine Verbindung des altjüdischen Passahfestes (Erinnerung an die Tötung der Erstgeburt während der ägyptischen Gefangenschaft, mit dem Festopfer des Passahlamms gefeiert) zum Kreuzopfer Christi her. Aber wie vertragen sich ausgeschmückte Kirchen und prachtvolle Messgewänder mit der Armut und Unbehaustheit des Messias? Welchen Einfluss hat die Passion Christi auf die gottesdienstlichen Abläufe und Riten der nach ihm entstandenen Kirchen? Bedarf man der Liturgie heute überhaupt noch, wo auch kircheninterne Reformrufe vor dem Heiligsten nicht haltmachen, und wenn ja, welcher? Natürlich braucht man sie in ihrem „unverfälschten“ Zustand, meinte Kaplan Ullrich Filler in der „arche" vor knapp 20 Hörern, die römische Liturgie sei schließlich „das Herz der Kirche“: Unverzichtbar, nicht verhandelbar, keine Privatsache, sondern „offizieller Gottesdienst“, dessen Kernstück die Feier der heiligen Sakramente ist. „Deshalb ist die Liturgie der Ort erlösender Christusgegenwart“. Man müsse also „in die Kirche gehen", kein bestimmter Ort freilich, sondern „die Gemeinschaft, die Christus selbst gestiftet hat“. Nur hier gehe die liturgische Wirkung in ihre zwei Richtungen, als „Dienst Gottes am Menschen“ (absteigend), und als Dienst des Menschen vor Gott (aufsteigend). „Christus handelt in und durch die Kirche – auch in der Liturgie“, welche eine sichtbare Seite habe, und eine unsichtbare. Letztere ist „innere Gottesbegegnung" kraft des heiligen Geistes, die Zeremonien (Beugen des Knies, Niederwerfen des Priesters vor dem Altar) und das reich ausgeschmückte Gotteshaus bedienten das Sinnenbedürfnis der Gläubigen in dieser „Inszenierung" eher von außen, ohne deshalb nur „Beiwerk" zu sein. Im katholischen Selbstverständnis bleibt die „Gottesbegegnung" also an Kirche und Rituale gebunden, an priesterliche Hierarchie und „äußerliche" Zeichen", damit man schon im Diesseits („wir kennen die Menschen“) die Pracht und Herrlichkeit Gottes erfahre. Römische Liturgie als „offizieller Gottesdienst der Kirche“ sei also der wahre Zugang zu Christus - ihm beim Beten im Wald zu begegnen statt am Altar, hält der Kaplan aus Rösrath bei Köln für schlechthin unmöglich. Und Paulus nahe Damaskus, das Pfingstwunder auf einem Markt? Ist das wirklich so einfach, wenn doch jede Konfession auf eigenen Zeremonien zur Gottesanbetung besteht, als den einzig wahren? In der morgenländischen herrscht die Liturgie („Dienst am Volke“) des Patriarchats von Konstantinopel, die Lutheraner betonen das musikalische Element, bei den Pietisten verschwand sie aus „Schlichtheit" fast ganz. Katholiken aber glauben, dass al-lein die Messe als heiligste Handlung am heiligsten Ort der Welt (Guardini) das Herz von allem sei, durch die Feier der heiligen Sakramente verwirklicht, als Hingabe des Menschen (Opfer) an Gott verstanden. Um alles „richtig" zu machen, beruft man sich auf die Tradition und auf liturgische Bücher: Brevier, Missale, Rituale, Pontifikale. Wenn das so „funktioniert“, wären Bischöfe und Kaplane wohl die seligen Menschen auf Erden. Es geht schlicht um „Vollmacht“. Braucht man wirklich Zeremonien, um Gottes Gegenwart zu erlangen, Meßgewänder und Kirchen? Wer Ja sagt, muss nach dem „richtigen" Ritus fragen, wer Nein sagt, zieht sich den Zorn aller Konfessionen aufs Haupt. Ganz Schlaue meinen sogar, hinter jedem Altar stünde ein Teufel. Nein, Jesus kommt zu den Menschen in Not, und klopft so an mancherlei Türen, das Sakrament des Abendmahles zu feiern, wie es die Bibel („Buch des Volkes") beschreibt: Brot und Wein als Leib und Blut des Herrn, ein „Mahl“. Er ist das „Herz" , und wo zweie ihn bekennen, ist er schon da. Es gibt nicht wenige, denen er außerhalb fester und „heiliger" Kirchenmauern begegnet sein soll. G. Paul

G. Paul

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