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Kultur: Nicht mehr fremd

Michael Winterbottom kommt zur Retrospektive nach Potsdam

Michael Winterbottom kommt zur Retrospektive nach Potsdam Seltsam sind die Bilder, flüchtig und verwischt, körnige Nachtaufnahmen. Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit spricht aus ihnen, die Beliebigkeit der Schicksale im Krieg. Die Flucht von zwei Menschen aus einer Bürgerkriegsregion hat Michael Winterbottom in „In this World“ zu einem Road-Movie zwischen Pakistan und London werden lassen. Ein Film, der die Menschlichkeit von so genannten „illegalen Einwanderern“ dicht an den Zuschauer heran bringt, die Flüchtlinge nicht mehr fremd erscheinen lässt. Um Winterbottoms Film, der im vergangenen Jahr auf der Berlinale den Golden Bär und den Friedensfilmpreis erhielt, gruppiert sich eine Retrospektive und eine Ausstellung, die am kommenden Mittwoch an der Fachhochschule und im Filmmuseum im Beisein des britischen Regisseurs eröffnet wird. In Kooperation mit dem Filmverband Brandenburg hat sich auch die Fachhochschule eingeschaltet. Prof. Angela Mickley, die seit Jahren Weiterbildungen in der Konfliktprävention im Rahmen ihrer FH-Tätigkeit betreibt, sieht in Winterbottoms Filmen nicht Elend und Zerstörung der Kriege sondern auch die Perspektiven, die sich daraus ergeben. „Es geht darum, was der einzelne tun kann, welche Handlungsmöglichkeiten zum intervenieren man hat und wie sie zur langfristigen Prävention von Konflikten eingesetzt werden können“, erklärt die Friedenspädagogin. Mickley selbst hat im Nordirland-Konflikt Erfahrungen gesammelt, wo sie es nach eigenen Worten mit „mafiösen Strukturen“ zu tun hatte: „Hier braucht man den Blick für das Böse, um der Gewaltstruktur den Boden zu entziehen.“ Egal ob es sich um Rechtsextremismus oder religiöse Konflikte handelt: wichtig sei es, Methoden zu erlernen, die einem direkten Zugang zu den Menschen ermöglichen. Die Potsdamer Ausländerseelsorgerin Anette Flade nimmt am Mediationstrainig von Prof. Mickley teil. In ihrer Arbeit hat sie viel mit Menschen zu tun, die aus Krisengebiet geflohen sind, oft leiden sie unter Traumatisierung. Winterbottoms Film – der in den deutschen Kinos nicht gut lief – sollten nach ihrer Auffassung möglichst viele Menschen sehen, um einen Einblick in die Situation von Flüchtlingen zu bekommen. Sowohl auf institutioneller Ebene wie auch bei der Bevölkerung macht Anette Flade eine Verschlechterung im Verhalten gegenüberFlüchtlingen aus. „Den Umgang mit ihnen ist mittlerweile Menschenverachtend“, sagt die Seelsorgerin betroffen. Die Film-Retrospektive wird unter anderem auch Filme von Winterbottom zeigen, die sich direkt mit der Flüchtlings-Thematik befassen. Zu sehen sein werden neben dem Berlinale-Siegerfilm auch „Welcome to Sarajevo“ (1997) und „With or without you“ (1999). Die Ausstellung im Foyer der Fachhochschule zeigt parallel dazu Kinderzeichnungen von Krieg und Flucht. Die Bilder, die zuvor im al globe zu sehen waren, sollen im FH-Gebäude am Alten Markt nach Vorstellung der Veranstalter einer größeren Öffentlichkeit zugänglich werden. Die Kinderzeichnungen stammen unter anderem aus dem Spanischen Bürgerkrieg, aus Hiroshima, aus Konzentrationslagern, Palästina, Bosnien und Tschetschenien. Jan Kixmüller 4. Februar: Ausstellung ab 17 Uhr, FH Am Alten Markt; „In this World“ im Filmmuseum ab 19.30 Uhr, Filmgespräch ab 21 Uhr.

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