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Kultur: Ohren auf und durch!

Vier Bands bei „Noise of Potsdam“ im Lindenpark

Vier Bands bei „Noise of Potsdam“ im Lindenpark Schieben wir es einfach auf das Wetter. Das kann sich nicht wehren, wenn man behauptet, die graue, schneematschige Außenkulisse schreckte viele Rockliebhaber vor einem Besuch im Lindenpark ab. Mit vier Bands für wenig Geld konnte „Noise of Potsdam“ die Freunde lauter Gitarren bis tief in die Nacht unterhalten. Mit fortschreitender Stunde füllte sich der Lindenpark (vielleicht hatte Fußball zunächst Priorität), es blieb also nicht nur bei einer Bandprobe vor erweitertem Freundeskreis. Die Tanzfläche sollte ihrem Namen an diesem Abend nur selten gerecht werden, war es doch größtenteils Abstellfläche für vereinzelte Grüppchen, die bestenfalls ihre Füße imTakt wippen ließen. Als erstes betreten „GardensEnd“ die kunstvernebelte Bühne. Seit drei Jahren ist die Band in Berlin-Brandenburger Clubs mit ihrem knackigen Stilmix unterwegs und beim Slogan „GardensEnd – die Band, die keiner kennt.“ ist damit langsam die Zeit für eine Berichtigung gekommen. Energiegeladen nutzen die beiden Gitarristen Sebastian Halle und René Krawielicki und Shouter Sebastian Schenk jeden Zentimeter der Bühne. Halle turnt auf dem Schlagzeugpodest, Krawielicki sprintet durch die Zuschauer und der Frontmann mimt den Hobby-Psycho. Nur Bassist Alexander Rostock lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und liefert im Hintergrund mit Drummer David Henning saubere Basisarbeit. Viel Spaß und intelligenter, angepunkter Rock, dazu erfrischend-clashige Ska-Einlagen. Mädchen, die auf der Bühne „ihre Haare und andere Sachen“ schütteln, lassen sich trotz der charmanten Aufforderung nicht finden. Der letzte Titel darf dann wohl als offensichtliche Anbiederung an die Damen im Saal verstanden werden: „Wir können auch sanft“, lautet die unausgesprochene Devise der Ballade zum Abschluss. „Mädchenmusik“, zischt da der Nebenmann verächtlich. Na und? Aber gute Mädchenmusik! In Sachen Kreativität können die Crossover-Rocker von „Black Sparx“ bei ihren vorangehenden Kollegen in die Lehre gehen. Der notorisch nörgelnde Nebenmann wieder: „Kennste ein Lied, kennste alle.“ Ganz unrecht hat er damit nicht. Handwerklich ist an der Musik des Fünfers aus Luckenwalde nichts auszusetzen: perlend-klare Gitarrenläufe, knackige Riffs und ein Sänger, der von dunklem Rap bis zu melodiösen Höhenflügen, Stimmgewalt beweist. Als Rudiment der New-Metal-Bewegung ist die Crossover-Dauerschleife von „Black Sparx“ auf die Dauer jedoch etwas eintönig. „J.BeatsX“, bestehend aus Frontfrau Jeanne und ihren drei „Musikersklaven“, setzen ganz andere Akzente. Ihr lautstarkes Temperament wird durch das Gespür der Band für gute Melodien zu einem abwechslungsreichen Rock-Cocktail gemixt. Der röhrende Bass lässt die vom Aktiv- oder Passivrauchen verfärbten Lungenflügel bedrohlich flattern und der Lautstärkepegel verschafft den ansässigen Ohrenärzten Kundschaft für die kommende Woche. Die druckvolle Coverversion von Jamiroquais „Deeper Underground“ würde dem Urheber den Glitzerhut vom Haupt blasen. Als letzte Band des Abends spielen „Friction“ amtliche Unterhaltungsmusik, die ohne viel Aufregung vor sich hinplätschert. Die Sängerin versucht energisch den Funkenflug gen Publikum zu begünstigen, aber nur einige Tanzbereite folgen ihrer Aufforderung. Christoph Henkel

Christoph Henkel

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