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Kultur: Ort der Kultur in weiter Landschaft

Das Kunsthaus Strodehne feiert sein 15-jähriges Jubiläum und blickt optimistisch in die Zukunft

Das Kunsthaus Strodehne feiert sein 15-jähriges Jubiläum und blickt optimistisch in die Zukunft Von Götz J. Pfeiffer Die harten Fakten vorweg: über 500 Teilnehmer pro Jahr, 265 Fremdnutzungen, 57 Projekte mit Kindern und Jugendlichen, 50 Konzerte, 42 Workshops, 26 Ausstellungen, 18 Kunstprojekte, vier Sommerseminare. Das alles in 15 Jahren. Das Kunsthaus Strodehne bezeichnet sich mit Recht als „weicher Standortfaktor“ im Rhinower Ländchen. Aber das klingt schon zu sehr nach Marktwirtschaft, Kosten-Nutzen-Rechnungen und könnte zur Streichung noch der letzten Gelder verleiten. Und überhaupt zeichnet das Kunsthaus, seine 29 festen Mitglieder aus Potsdam, Berlin und Brandenburg und die externen Projektleiter vor allem eines aus: Begeisterung für die gemeinsame Arbeit. Und so hatte das Experiment Kunsthaus vor über 15 Jahren, im Sommer 1988 auch begonnen. Damals lud die „AG Junge Kunst - Ortsgruppe Potsdam-Waldstadt“ im „Kulturbund der DDR“ zu einem Sommerseminar in das rund 90 Kilometer nordwestlich von Potsdam gelegene Haus am Ortsrand von Strodehne. „Naturerleben, gegenseitige Inspiration und Gedankenaustausch“ sollten für drei Wochen den Rahmen zur „Umsetzung von Gesehenem in Gestaltetes“ geben, „neue, schöpferische Energien“ freisetzen, zu „kreativer Entfaltung und künstlerischer Weiterentwicklung“ führen. Das künstlerische Experiment gelang. Das Haus und eine nebenstehende Scheune wie auch das Netzwerk von Künstlern hielt über die Wende hinaus. Und im August 1991 wurde der eingetragene Verein „Kunsthaus Gahlberg-Strodehne“ gegründet, wurden die Gebäude zur langjährigen Nutzung angemietet. Ausgestellt wurden die entstandenen Arbeiten der Sommerseminare in den ersten Jahren im Haus „Bernhard Kellermann“ des Kulturbundes, dann im Heeresspeicher, schließlich in der Galerie des Waschhauses, das vom Kunsthaus und anderen Initiativen seit 1992 zu einem kulturellen Zentrum ausgebaut wurde. Hier fanden auch zahlreiche Projekte statt. Im Jahr 2001 bespielte man mit der Ausstellung „Trilemma“ sogar gleich drei Orte in Potsdam: Bahnhofs-Passagen, Kunstwerke und Waschhaus-Galerie. Doch sein eigentliches Zentrum sieht das Kunsthaus in seinen künstlerischen Werkstätten auf dem Land. Der Grundgedanke dabei sei gewesen, meint Rainer Fürstenberg vom Vorstand des Kunsthauses, an einen anderen Ort zu gehen, sich in Klausur zu begeben und „der Produktion zu widmen“. Das klingt nach auf sich selbst bezogenem Rückzug, nach Elfenbeinturm und Weltflucht. Doch gerade das will das Kunsthaus nicht. Es versteht „den Ort nicht als autarke Künstlerkolonie, einzig als Tankstelle für die eigene Produktivität, sondern vielmehr als eine nach allen Seiten offene Begegnungsstätte: Das meint und das erfordert auch, dem Ort immer wieder zu begegnen, nicht, ihn zu benutzen“. Deswegen Ausstellungen auch in der Region um das Kunsthaus. Deswegen Kunst im öffentlichen regionalen Raum wie der Skulpturenweg „Landmarken“. Und deswegen auch seit 1991 schon Angebote für Kinder und Jugendliche der Region. „Pinsel“ hieß die erste „Kinder-Kreativ-Woche für Kinder aus dem Ländchen Rhinow“. Wie das „Videoseminar für Frauen“ wurde es im nächsten Jahr fortgeführt. Und schnell kamen ein Filmworkshop, ein Theaterprojekt, ein Siebdruck-Seminar, Foto-Wochen und Bandprojekte hinzu. Seitdem besteht das Neben- und Miteinander von Laien und Profis, von Anfängern und langjährig Erfahrenen. In den Schulferien ist das Kunsthaus fest in der Hand von Kinder- und Jugendprojekten. Wie im vergangenen Jahr soll es auch 2004 ein Trickfilm- und Comicseminar, einen Bandworkshop und ein Puppen- und Figurentheaterprojekt geben. Der Kunsthaus-Vorsitzende Fürstenberg blickt optimistisch in die Zukunft und plant mit den anderen Mitgliedern zehn bis zwölf Projekte für das nächste Jahr. Die Ergebnisse sollen in einer oder zwei Ausstellungen in Potsdam zu sehen sein. Und soll die Kunst auch nicht nach Brot gehen, wäre doch ganz ohne Geld nicht eine der ambitionierten und gut belegten Veranstaltungen möglich. Wie steht es also mit der Finanzierung angesichts allgegenwärtiger Sparmaßnahmen und der vergleichsweise geringen Teilnahmegebühren von 100 bis 250 Euro für die ein- bis zweiwöchigen Veranstaltungen? Für 2003 gab es immerhin noch eine Förderung, so Rainer Fürstenberg – wenn sie auch erst im Dezember gezahlt wurde. Aber da inzwischen sämtliche Mittel für ABM- und andere Stellen gestrichen seien, gelte die Parole „Selbstausbeutung“. Das sagt der Potsdamer Bildhauer ohne jede Bitterkeit, mit ein wenig leiser Ironie, aber nach 15 Jahren ist er wie seine Vereinskollegen immer noch begeistert und überzeugt vom Kunsthaus als einem Ort für „Kunst, Kultur und Bildung für alle“. Das Kunsthaus im Internet: www.kunsthaus-strodehne.de

Götz J. Pfeiffer

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