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Kultur: Potsdams neue, internationale Kleider

Mit Arbeiten des Niederländers Jan Commandeur eröffnet die Inter-Galerie

Mit Arbeiten des Niederländers Jan Commandeur eröffnet die Inter-Galerie Von Götz J. Pfeiffer Potsdam ist immer besser vorbereitet, um 2010 Kulturhauptstadt zu werden. Auch zeigt man sich schon einmal stolz ob des Erreichten und feiert sich ein wenig selber. So wirkte die Vernissage zur Ausstellung Jan Commandeurs am vergangenen Samstag, mit der zugleich die Inter-Galerie im Nikolaisaal eröffnet wurde. Aber war der Aufwand mit Reden von Oberbürgermeister, niederländischem Botschaftsrat und einer „post-existenzialistischen Rockband“ angesichts der 14 ausgestellten Arbeiten, ist die Wiedergeburt der veritabel zugrunde gerichteten Ticket- als Inter-Galerie nicht ein makabrer Tanz um des Kaisers neue Kleider? Etwas Neues musste her. Davon war der neue Kurator Erik Bruinenberg, ehemals Leiter der Waschhaus-Galerie, überzeugt. Zunächst ein neuer Name. Dass dieser an diverse ostdeutsche Inter-Unternehmen zweifelhafter Weltläufigkeit – nämlich nur für Privilegierte – erinnert? Dem Kurator ist“s egal. Flugs definiert er neu: „Inter“ bedeute „Austausch“, etwa wie im gerade gegebenen Interview. Und gleich weicht er wieder so geschwind wie geschickt den Fragen aus. Also darf man assoziieren, dass „Inter“ auch „Interim“ bedeuten könnte. Und welcher Austausch? Bilder hin, Geld her? Das leidige, in der Kultur so knappe Geld war unter den vielen Gästen der Vernissage immer wieder Thema. Verwunderung erregten die 10 000 Euro, die Bruinenberg von der Stadt für die ersten 18 Monate des Galeriebetriebs erhält (PNN berichteten). Das klinge mehr, als es sei, meint er. Man kann es ihm noch glauben. Aber es stimmt nicht, wenn der Kurator sagt, dass er keinen Vorteil gegenüber anderen Galerien der Stadt habe. Wer in Potsdam bekommt für zweieinhalb Jahre mehrere Räume ohne Zahlung von Miete und Betriebskosten zur Verfügung gestellt? Und beaufsichtigt Bruinenberg die Ausstellung in den 32 wöchentlichen Öffnungsstunden selbst? Auch das Argument, er habe vom Verkaufserlös einen gewissen Satz an die Stadt zurückzuführen, stellt ihn nur scheinbar mit den anderen Galerien auf eine Stufe. Was erhält die Stadt, wenn Bruinenberg nichts verkauft? Das Risiko jedes Geschäftsmanns ist hier mit einiger Chuzpe umgangen. Denn Gewinn kann Bruinenberg trotzdem machen. Er meint, der Galerie-Vertrag sei „ein fairer Deal“. In den zur Eröffnung bespielten dreieinhalb Räumen im Obergeschoss sind technische Ausstattung und schwierige Beleuchtungssituation bekannt. Potsdam wolle, so der Oberbürgermeister in seiner Rede, mit den jetzt präsentierten Bildern auf sich aufmerksam machen. Immerhin hatte Jakobs noch erwähnt, dass Commandeur Niederländer sei. In der Ausstellung findet man keinen Hinweise zu Leben und Werk des 1954 in Nord-Holland Geborenen. Und auch den Hinweis auf wichtige Ausstellungen überließ der Kurator, der zur ersten Ausstellung selbst auf Gruß- und Dankesworte verzichtete, einem anderen Redner. Er werde aber bald Kataloge auslegen, verspricht Bruinenberg. Und ein Blatt mit dem Wichtigsten der Biographie? Gar ein auf die Ausstellung zugeschriebener Text, um einen möglichen Zugang zu den Arbeiten zu finden? Bruinenberg gibt sich als Purist. Die Internet-Seite der Galerie bietet nicht mehr als die Einladung zur Vernissage. Und auf die Leporellos vorheriger Kuratoren angesprochen, gibt er brüsk zurück: „Ich bin nicht Andy Kern“. Nur das Gezeigte will der Kurator betrachtet wissen: „Man kann von den Leuten erwarten, dass sie hinschauen“. Gar nicht leise ist der Unterton, dass, wer die Qualität der Arbeiten nicht erkenne, eben nicht schauen könne. Wer Commandeurs Arbeiten betrachtet, der wird zuerst von ihren Farben, deren Kombinationen und dem Relief angezogen. Doch bei wiederholten Blicken lösen die Bilder das Versprechen nicht ein, mehr als einen Blick zu lohnen. Die beste Arbeit ist „Land and Ocean“ – möglicherweise ein Blick als Vogel auf Meer und Küste. Mit leuchtenden Farben macht sich „Shadow-Orange“ interessant, um der Schatten des Titels zu bleiben. Und warum sollte man den Violett- und Grüntönen auf „Kweek“ – hier wie auf anderen Bildern wenig durchgearbeitet – sein Auge leihen? Bruinenberg hat auch dafür einen Spruch parat: „Man nimmt es, oder man nimmt es nicht“. Na dann! Bis 20. Februar in der Inter-Galerie, Wilhelm-Staab-Str. 10/11. Di-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr. www.intergalerie.com / www.jancommandeur.com.

Götz J. Pfeiffer

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