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Kultur: Ziemlich operettig

Kaiser Wilhelm II. in „Königliche Visionen“ und im Filmmuseum

Kaiser Wilhelm II. in „Königliche Visionen“ und im Filmmuseum Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgsich-Preußischen Kultur im Kutschstall die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas“. Dazu veröffentlichen wir eine Folge von Beiträgen, die herausragende Expositionen beschreiben. Heute: Kaiser Wilhelm II., Wandbespannung von E. Motzkus. In Liebe und Dankbarkeit Sr. Maj. Kaiser Wilhelm II., so steht es auf dem Bild einer Wandbespannung, die sich bis vor wenigen Jahren in einer alten Villa in der Berliner Vorstadt befand. Nachdem es die Besitzer dem Potsdam-Museum in den achtziger Jahren anboten, ist es nun in seiner Sammlung zu finden. 1905 malte das Bild E. Motzkus in Öl auf Leinwand. Biografisches ist über den Künstler bislang nichts zu erfahren, außer, dass er am Kunstgewerbe-Museum in Berlin wirkte. Das Bild ist eine Hommage auf den Kaiser, keine sachliche, sondern eine ins Übertriebene gesteigerte, eine durch und durch süßliche. Wilhelm II. streng auf den Betrachter schauend, ist umgeben von einem Blumenflor, auf dem Putten einen Reigen tanzen. Darunter befindet sich, stolz und mächtig, die Hohenzollernburg bei Hechingen. Ziemlich operettig wirkt das Bild, wie auch die gesamte Haltung des Kaisers in den Jahren seiner Regierung aus heutiger Sicht oftmals von Selbstglorifizierung umgeben war. Ein großer Teil der Deutschen hat Wilhelm II, der 1888 den Thron bestieg, immer wieder gern und intensiv gehuldigt. Das Motzkus-Gemälde ist dafür ein beredtes Zeugnis. Nach seiner Abdankung im Jahre 1918 hat der Kaiser in seinem Exil im holländischen Amerongen und Doorn versucht, nur bei Abendgesellschaften höfisches Leben als Organisationsform zu bewahren. Im täglichen Leben wirkte er viel bescheidener, wie ein englischer Landedelmann. 1999 drehte der bekannte Filmemacher Peter Schamoni einen Film über Kaiser Wilhelm II. „Majestät brauchen Sonne“ nannte er ihn. Er wird am Donnerstag, 15. Januar um 20 Uhr anlässlich der Ausstellung „Königliche Visionen“ im Filmmuseum zur Aufführung kommen. In jahrelanger Arbeit erforschte Schamoni die fotografischen und filmischen Lebenszeugnisse des letzten deutschen Kaisers und fügte sie zu einem Bild zusammen, das nicht nur über die Persönlichkeit Auskunft gibt, sondern auch über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit. Der Film erhielt den Bayrischen Filmpreis. Neben der Filmvorführung gibt es noch weitere Veranstaltungen am Donnerstag mit Peter Schamoni. Um 18 Uhr findet eine Führung mit der Kuratorin Dr. Friedhild den Toon in der Ausstellung statt, eine Stunde später signiert Schamoni im Filmmuseum sein Buch „Filmstücke“ (Arnoldsche Verlagsanstalt Stuttgart), 1999.Klaus Büstrin Die Ausstellung „Königliche Visionen“ im Kutschstall ist bis zum 28. März, Di-So 10 -18 Uhr, Mi bis 20 Uhr.

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