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Potsdam-Mittelmark: Bootssteg „zu groß dimensioniert“

Ortsbeirat befürchtet den Verlust des Jahnufers für die Glindower

Ortsbeirat befürchtet den Verlust des Jahnufers für die Glindower Von Thomas Lähns Werder-Glindow. Die Erneuerung des Bootsstegs am Jahnufer in Glindow wird wohl noch auf sich warten lassen. Am Mittwochabend verweigerte der Ortsbeirat den Plänen des momentanen Besitzers Olaf Richter sein Einverständnis. Richter ist Betreiber des nahegelegenen Bootswinterlagers. Er möchte neben einer Erweiterung des Steges auch eine mobile Travelliftanlage am Ufer des Glindowsees aufstellen. Die Einwohner befürchten, dass durch Baumaßnahmen die Uferzone beschädigt und die Sichtachse vom Ortskern über den See behindert wird. 42 Meter soll die neue Anlegestelle in den See hineinragen und sich dann noch einmal in 60 Metern Länge parallel zum Ufer erstrecken. 30 bis 40 Boote hätten hier Platz, erklärte Richter nach der Sitzung gegenüber der Presse. Die Bootsplätze würden sowohl Dauer- als auch Gastliegern zur Verfügung stehen. Am Ufer will der Betreiber für höchstens vier Monate im Jahr seinen Travellift aufstellen. Mit der fahrbaren sechs Meter hohen Hebevorrichtung sollen die Boote im Frühjahr zu Wasser gelassen und im Herbst wieder herausgeholt werden. Im Gegensatz zu einer feststehenden Slipanlage - auch diese Möglichkeit wurde während der Sitzung eingeräumt - müsse niemand mit dem Auto bis ins Wasser fahren, die mobile Variante sei also nicht nur platzsparender, sondern auch umweltfreundlicher. In Brandenburg wäre der Travellifter ein Novum, doch in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin werde damit bereits gearbeitet. Partner von Richter ist der Glindower CDU-Chef Detlef Michel. Beide sind Mitglied im Verein Wassersportfreunde Glindow, kennen also die hiesigen Binnengewässer. Sie bekräftigen, den Steg für die Öffentlichkeit erhalten zu wollen. Durch Bootsanlegestellen und Travellift sollen die Kosten gedeckt werden. „Der Steg wurde abgegeben, weil es nicht wirtschaftlich war“, so Michel. Zuvor betrieb die Weisse Flotte Potsdam die Anlage. Insgesamt 400 000 Euro würden die Vorhaben kosten, der Steg allein verschlinge 120 000 Euro. Hinzu kommen die jährlichen Betriebskosten von 2500 Euro. Das Ufergelände müsste von der Gemeinde gepachtet werden - der Verkauf von Ufergrundstücken ist laut Ortssatzung nicht möglich. Die notwendigen Genehmigungen vom Denkmalschutz und der Unteren Naturschutzbehörde würden bereits vorliegen, so Michel. Sogar eine mündliche Förderzusage über 40 Prozent der Kosten habe man von der Landesinvestitionsbank (ILB) bekommen. Die ILB sei jedoch von dieser Abmachung wieder zurückgetreten. Michel sieht die Ursache im Zögern der Ortsvertretung und blickt nach Werder: „Dort werden jetzt sogar zwei neue Steganlagen gebaut." Der Ortsbeirat empfahl am Mittwochabend eine Wiedervorlage der Pläne in abgespeckter Form zur Sitzung Ende Februar. Mit dem Vorhaben in den jetzigen Ausmaßen würde ein beliebter Treffpunkt für die Glindower wegfallen, große Boote würden zudem auf Anhängern durch den Ortskern rollen. Renate Vehlow (PDS) schlug vor, die Anlage lieber woanders als am Jahnufer zu bauen. Das Vorhaben sei „zu groß dimensioniert“, gab Hermann Bobka (CDU) zu bedenken. Sein Fraktionskollege Klaus König sieht allerdings auch Vorteile: Über eine Anlegestelle würden Wassersportler ins Ortszentrum gelangen, die Glindower wiederum könnten von dort zu Ausflügen starten. „Ohne Steg verlieren wir an Profil“, so König. Die neugegründete Bürgerinitiative "Naturfreunde Glindow" verweist indes auf die bereits bestehenden Steganlagen in „noch zumutbarer Nähe zum Ort“. In einem Schreiben bemängelt die Initiative, dass der Tagesordnungspunkt ursprünglich im nichtöffentlichen Teil der Ortsbeiratssitzung abgehandelt werden sollte. Das Interesse der Bürger an ihrem Steg ist jedoch groß, der dichtgefüllte Sitzungssaal zeigte es. Bürgerinitiativler Udo Wollenschläger sehe zwar den Willen der Glindower, ihren Steg zu erhalten, aber das dürfe nicht in dieser Größenordnung geschehen. Im Anschluss an die Sitzung sagte Stegbetreiber Richter indes, dass die von ihm vorgeschlagene Variante bereits die kleinstmögliche ist.

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