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Potsdam-Mittelmark: Der Versteppung entgegen wirken

In neunter Naturschutzbroschüre argumentiert das Landratsamt gegen zu starke Entwässerung von Agrarflächen

In neunter Naturschutzbroschüre argumentiert das Landratsamt gegen zu starke Entwässerung von Agrarflächen Potsdam-Mittelmark. Hochwasser im Sommer 2002, Trockenheit im Sommer 2003 – die extremen Wettersituationen der vergangenen Jahre sind im Landkreis nicht folgenlos geblieben. „Es ist müßig, darüber zu streiten, ob dies menschengemacht ist“, sagt Landrat Lothar Koch (SPD). „Jetzt kommt es darauf an, die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Auswirkungen dieser Wetterextreme verhindert werden.“ Laut Koch spielt die Form der Landnutzung dabei eine entscheidende Rolle. „Wir müssen stärker als bisher dafür sorgen, dass die Niederungen nicht mehr als unbedingt notwendig entwässert werden“, äußert der Landrat in der Einleitung der jüngsten Naturschutzbroschüre. Gleichzeitig sei mehr Raum für die Bäche und Flüsse bei Hochwasser zu schaffen. „Dass dies ein schwieriger Weg ist, der nur in Zusammenarbeit mit allen Landnutzern gegangen werden kann, ist sicher allen bewusst“, so Koch. Die neunte Naturschutzbroschüre des Landkreises zeigt in einem der insgesamt sechs Artikel auf, mit welchen konkreten Maßnahmen man dem Klimagau und der von Wetterexperten angekündigten Versteppung ganzer märkischer Landstriche begegnen kann. Günter Kehl, als Sachgebietsleiter für Naturschutz des Umweltamtes Chefnaturschützer im Landratsamt, sieht im Umbau der Entwässerungssysteme eine Chance. „Die durch Schöpfwerke entwässerten, großen Poldersysteme im Norden des Landkreises entlang der Havel müssen umgegliedert werden, damit sie effizienter bewirtschaftet werden können“, so der Autor der Broschüre. Bestimmte Gräben könnten sogar verfüllt werden. Schöpfwerke, die Hochwasser von Siedlungsgebieten abwenden sollen, bedürften der Modernisierung. „Die Einzugsgebiete der Nuthe und der Nieplitz, der Plane und der Buckau sind so zu gestalten, dass Wasser schon in den Oberläufen zurückgehalten werden kann“, so Kehl. Das erfordere den Rückbau von Begradigungen, die Vernässung von Mooren und den Einbau von Sohlschwellen. Die Landnutzung sollte sich an die natürlichen Standortverhältnisse anpasssen, fordert Kehl. Dazu gehöre, den Umbruch und die Ackernutzung von Niedermoorböden zu vermeiden. Hier und in Flussauen könne nur eine Grünlandnutzung erfolgen. Kehl zeigt in der Broschüre auch kleine Erfolge auf, die beim Gewässerschutz in den vergangenen Jahren erzielt wurden: Die Intensivierung der Landwirtschaft hatte in den vergangenen Jahrzehnten zum Verlust vieler natürlicher Kleingewässer, auch Sölle genannt, geführt. Sie sind Lebensraum vor allem für Amphibien, Libellen und Wasserinsekten. Die noch verbliebenen Sölle sind teils vermüllt oder stark verlandet. Doch seit 1997 konnten immerhin 15 Kleingewässer saniert werden. Die Kosten pro See: 9000 Euro. Dass die Maßnamen erfolgreich sind, habe der Sommer im vorigen Jahr gezeigt: „Trotz extremer Trockenheit war in den im Süden des Kreises 2001 sanierten Kleingewässern im Juli immer noch ausreichend Wasser vorhanden. Die dort existierende kleine Laubfroschpopulation hatte guten Nachwuchs.“ HKX Weitere Themen der Broschüre sind die Nuthe-Nieplitz-Niederung, der ländliche Wegebau, botanischer Artenschutz auf Wiesen und Röhrichte als geschützte Biotope. Die Broschüre kann kostenlos unter Tel. (033841) 91114 angefordert werden.

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