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Potsdam-Mittelmark: Der „Zille“ von Caputh

Heimatverein bereitet Ausstellung mit Willi Voß vor / Eröffnung am 19. Juni

Heimatverein bereitet Ausstellung mit Willi Voß vor / Eröffnung am 19. Juni Schwielowsee · Caputh - Der Zeichenstift ist Zeit seines Lebens ständiger Begleiter von Willi Voß, ob im Berufsleben oder während seiner Freizeit. Mancher Einheimische, der seine Werke schon als Illustrationen der Broschüre „Caputher und die Caputher“ oder in den heimatkundlichen Beiträgen der Gemeinde sah, nennt den munteren Herrn, der stets einen Witz auf den Lippen hat, den „ Caputher Zille“. Die Berliner Milieu-Feder als Vorbild, kann der Caputher Voß kaum leugnen. Nun entschloss sich der Caputher Heimatverein für eine Ausstellung mit seinen Werken. Sie sollen im Heimathaus im Krughof zu sehen sein. „Ich zeichnete stets aus reiner Freude und machte noch meine Sprüche dazu. Wenn der Heimatverein denkt, dass mein Geschaffenes ausstellungsreif ist, freut es mich“, sagt Voß. Der 74-Jährige erlernte nach dem Zweiten Weltkrieg im Babelsberger Lokomotivwerk technischer Zeichner. 1960 schloss er ein Studium zum Ingenieur für Schienenfahrzeuge ab. Er fertigte Hunderte von Zeichnungen für den Lokomotiv-, Sattelschlepper- und Kranbau und für wärmetechnische Anlagen im Karl-Marx-Werk an. „Das war immer aufs Neue eine Herausforderung“, denkt er zurück. Voß erlebte schließlich mit der Wende 1989 mit Wehmut den „Niedergang“ des einst bedeutenden Babelsberger Industriebetriebes. „Es war für mich ein kleiner Trost, als Rentner Abschied vom gewohnten Alltagsleben zu nehmen.“ Das Reißbrett in der häuslichen Stube ist seitdem noch öfter als vorher Staffelei. Es waren noch ein paar Ideen aufzuarbeiten oder der „neue“ Alte Fritz zu vollenden. „Den nachzubilden macht mir am meisten Spaß“, ist der Hobbyzeichner begeistert. Nachempfindend zu zeichnen, wie die Caputher früher mit Hundewagen oder der Kiepe auf dem Rücken „aufs Land“ zogen, um Obst oder Gemüse zu ernten oder Mist dorthin zu bringen, ist für ihn eine unverkennbare Leidenschaft. Deshalb könnte der eine oder andere Besucher der Ausstellung sich oder seine Vorfahren, Freunde und Bekannte auf den Blättern wieder erkennen. Mit Willi Voß ist in Caputh auch die Pflege des Caputher Platts verbunden, er gehört zu den wenigen, die es noch „so annähernd“ sprechen wie die Altvorderen. „Meine Mutter unterhielt sich mit ihren Eltern ausnahmslos in der Sprache, die wohl keine Grammatik kennt“, erzählt er. „Wenn ich mitreden wollte, musste ich mir eben dieses Platt aneignen. Jetzt freue ich mich, wenn ich jemanden treffe, mit dem ich “n bittchen vertäelln (erzählen) kann.“ Gesprächspartner könnte er bestimmt finden, wenn seine Ausstellung läuft. Einen wird er auf alle Fälle haben, denn Wilfried Schuh aus Berlin hält am 19. Juni um 15 Uhr die Laudatio zur Ausstellungseröffnung im Platt seines Heimatortes Caputh. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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