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KulTOUR: Horror und Erkenntnis

Kreismusikschul-Premiere: „Die Maske des roten Todes“ mit aktueller Brisanz

KulTOURKreismusikschul-Premiere: „Die Maske des roten Todes“ mit aktueller Brisanz Von Kirsten Graulich Kleinmachnow – In einer mittelalterlichen Stadt wütet die Pest, unweit davon im Schloß droht Langeweile dem Hofstaat die Stimmung zu verderben. Denn die rauschenden Feste, die der Prinz dort hinter verschlossenen Toren abhält, sind anstrengend. Nur manchmal dringt in die Abgeschiedenheit der Gemächer das Klopfen und Rufen von Hilfesuchenden. Deshalb sorgen sich die Herrschaften vor allem, dass Mauern und Tore auch standhalten gegen die Störenfriede. Horror und Erkenntnis ist das Rezept in der Geschichte „Die Maske des roten Todes“ von Edgar Allen Poe (1809 bis 1849), damit das Ungeheuerliche das Bewußtsein des Lesers erreicht. Die Kurzgeschichte des Amerikaners inspirierte das Theaterensemble der Kreismusikschule zu einem musikalischen Bühnenstück, das am Sonnabend Premiere hatte. Die Regie übernahm wieder Juliane Stephan. Die Gesangslehrerin erarbeitete gemeinsam mit elf Schülern die Texte, die Musik komponierte Bernhard Opitz, das Orchester dirigierte Martin Aust. Dessen instrumentale Besetzung weist einige für ein Kammerorchester ungewöhnliche Neuerungen auf wie Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug auf. Seit 14 Tagen arbeiteten Musiker und Sänger zusammen. Zuvor hatten die jungen Darsteller ihre Rollen ein Jahr lang einstudiert. Während Sahra Kaulbarsch und Nicole Makat schon Erfahrungen aus den Musikaufführungen der vergangenen Jahre mitbrachten, stehen Sebastian Sandig als Prinz und Christopher Seifert als General das erste Mal auf der Bühne. Miriam Kaulbarsch, als Mutter des Prinzen, gab eine komisch spillerige Aristokratin, die im Leerlauf des Festgetaumels den größenwahnsinnigen Anspruch der Festgesellschaft vergnüglich karikierte. Denn die Feiernden wähnten sich sicher vor dem Schrecken, der das Land vor den Schlosstoren langsam entvölkerte. Und während draußen der ewige Schnitter sein Werk vollbrachte, waren im Schloss alle „zum fröhlichen Leben entschlossen“. Doch gleich zu Beginn merkten die Zuschauer, dass auch im Schloss das ewige Uhrwerk bereits präzise tickte. Und so blieb die Ahnung unvermeidlich, dass schon das Ende hereinläutete, während sich die Feiernden noch auf dem Markt der Möglichkeiten wähnten. „Einigeln und Wegsehen ist noch immer ein aktuelles Thema", begründete Regieassistentin Christiane Neumann die Wahl des Stückes. Doch so schadfrei durchs Leben kommen die wenigsten, auch im Stück erkennen die Protagonisten zu spät ihre Lebenslüge. Gleichfalls kommen die Zuschauer bei der Aufführung an einigen Fragen nicht vorbei, denn sie sitzen mitten in der Festgesellschaft. Ursprünglich war das alte Heizhaus auf dem Seeberg als Kulisse vorgesehen, doch da die Verantwortlichen von der Telekom auch nach vier Monaten keine Entscheidung treffen konnten, musste sich das Ensemble einen neuen Aufführungsort suchen. „Die Heizhauskulisse wäre fantastisch gewesen, weil wir einen morbiden Rahmen suchten, aber wir sind froh, dass die Leitung des Gymnasiums uns so problemlos die Aula überließ“. sagte Christiane Neumann. Dank der Hilfe des Hans-Otto-Theaters kann sich die Ausstattung sehen lassen, bei einigen witzigen Kostümen stellte das Ensemble selbst seine Kreativität unter Beweis. Der stürmische Applaus am Premierenabend zeigte auch auf, dass das Musiktheaterensemble mit diesem Stück aus seinen Kinderschuhen heraus gewachsen ist. Weitere Vorstellungen am 4., 5. und 6. November um 19 Uhr im Weinberggymnasium, Kartentelefon: (033203) 79 801.

Kirsten Graulich

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