zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Nur der Hubschrauber fliegt noch nicht

Wie sich sechs Männer in Petzow Kinderträume erfüllen / Modelleisenbahn am Sonntag zu besichtigen

Wie sich sechs Männer in Petzow Kinderträume erfüllen / Modelleisenbahn am Sonntag zu besichtigen Werder · Petzow - Da lacht das Herz eines jeden Modell-Eisenbahners, wenn er ins Dachgeschoss über der Petzower Gaststätte „Schloss-Remise“ kommt. Wohin das Auge blickt: Modell-Eisenbahnen sausen durch herrliche Naturräume, durch Städte und Dörfer. Die große Anlage entstand hier durch reinen Zufall. Gaststättenchef Bernd Sarfert überlegte hin und her, wie er den „toten“ Raum nutzen könnte. Aus statischer Sicht war eine weitere gastronomische Nutzung nicht möglich. Da kam ein guter Freund mit dem Vorschlag: „Baue deine Modell-Eisenbahn für die Öffentlichkeit auf.“ Sarfert war dankbar für den Tipp. Rasch wusste er Mitstreiter an seiner Seite – alles prima Modellbauer. Wolfgang Michalske, Dieter Böhm, Andreas Oldenburg und Olaf Rosenkranz kamen zu den Basteltagen aus Potsdam und Hans-Joachim Brandis aus Ketzin und brachten zum großen Teil eigenes Material mit. Bernd Sarfert allein besitzt 42 Lokomotiven. „Ein Glück“, sagt der Gastwirt. „Sie stammen aus DDR-Zeiten. Heutzutage könnten wir den dafür notwendigen finanziellen Aufwand nicht begleichen.“ Die Bastler hielten sich nicht mit langen Vorreden auf, gingen an die Arbeit, und schon nach drei Monaten rollten auf dem U-förmigen Rohbau die ersten Züge auf Probe. Jetzt nach zweijähriger Bauzeit verdreifachte sich die Uranlage. Tolle Landschaften formten die Bastler auf die Platten, verlegten mehr als 400 Meter Schienen der Spur H0, gestalteten Ortschaften, Industrieanlagen und einen Rummelplatz. Einen direkten landschaftlichen Bezug hat die Anlage nicht. Sie ist aus den Fantasien der Modellfreunde entstanden. Alles lebt in dem einst toten Raum – da werden Kinderträume wahr. Nicht nur die zahlreichen Züge bewegen sich auf der Ebene und bergan, durch Tunnel und über Brücken. Die Bergbahn erklimmt den steilen Hang wie vom thüringischen Obstfelderschmiede nach Lichtenhain. Selbst der Bus fährt vom Talbahnhof zur höher gelegenen Ortschaft und kehrt nach einiger Zeit zurück. Im Vergnügungspark drehen sich das Riesenrad und die Karussells, fahren die Autoscooter. Aus dem Dorfbrunnen sprudelt das Wasser. Um die weitere Belebung kümmerte sich vorrangig Olaf Rosenkranz. Von ihm stammt die vielschichtige Bevölkerung als Handwerker im Neubaugebiet ebenso wie Spaziergänger, Kletterer und die rettende Bergwacht, eine Hochzeits- und eine Trauergesellschaft, eine sich sonnende Nackte, die aus dem Verborgenen beobachtet wird – alles wirkt lebensnah. So auch badende Kinder an einem Teich, an dem das Schild mit der Aufschrift steht: „Baden verboten. Eltern haften für ihre Kinder.“ Ein Problem haben die Modellbauer dennoch: Sie suchen nach einer Patentlösung, wie der Rettungshubschrauber zum Fliegen gebracht werden kann. „Vielleicht kann ein Experte helfen“, hofft Sarfert. Längst ist die Gesamtanlage nicht fertig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr wird gewerkelt. Sie restaurieren und erweitern unter anderem auch die Heimanlage von Herrn Wilke aus Berlin und aktualisieren die bestehenden Ansichten. Am morgigen Sonntag, 9. Januar, wird die Modelleisenbahnanlage in der „Schloss-Remise“ von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Womöglich im Oktober, bestimmt jedoch zur Adventszeit ist dann wieder Eisenbahnzeit in Petzow. „Weil nicht alle Besucher lieb, nett und ehrlich sind, müssen Aufsichtspersonen die Anlage während der Öffnung sichern. Dazu ist während der nächsten Monate der Aufwand zu groß“, bedauert Sarfert. Telefonische Besichtigungstermine unter (0171) 8884990.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false