zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: „Sie hatte ein Messer!“

Des Mordes Angeklagter beruft sich auf Blackout

Aus dem GERICHTSSAALDes Mordes Angeklagter beruft sich auf Blackout Teltow – Die Ehe von Eberhard K. (52) ging nach wenigen Jahren in die Brüche. Beziehungen, die der Schlosser später mit anderen Frauen einging, hielten ebenfalls nicht allzu lange. Schuld war der Alkohol, den der Teltower, manchmal auch seine jeweiligen Partnerinnen, im Übermaß genossen. Auch seine letzte Freundin Angela B. (45) trank – zuletzt so exzessiv, dass abends keine Kommunikation mehr mit ihr möglich war. Einer Entgiftung im Jahr 2002 folgte die vorübergehende Trennung von ihrem Lebensgefährten. Dann zog man wieder zusammen, leerte gemeinsam weitere Flaschen. Im Sommer 2004 nahm Angela B. erneut ärztliche Hilfe in Anspruch, ihrer Sucht zu entkommen. Und erneut wollte sie die Liaison mit Eberhard K. beenden. Der glaubte nicht wirklich an einen Schlussstrich, zumal die frühere Arbeitsamts-Angestellte ihre Sachen nur kleckerweise aus der bisherigen gemeinsamen Wohnung holte. Der Besuch am 18. Juli sollte allerdings ihr letzter sein. Am jenem Sonntagnachmittag besprach das Duo weitere Modalitäten der Trennung. Plötzlich – so Eberhard K. – habe Angela ein Küchenmesser in der Hand gehabt. „Sie drohte wieder einmal, wenn du mich anfasst, steche ich dich ab“, berichtete der wegen Mordes Angeklagte am gestrigen zweiten Verhandlungstag vor dem Schwurgericht. „Ich wollte ihr das Messer entreißen. Auf einmal sah ich Blut an meiner Hand.“ Dass er laut Anklage 21 mal auf die sich verzweifelt Wehrende eingestochen, die bereits tödlich Verletzte anschließend in die mit Wasser gefüllte Badewanne gelegt haben soll, wo sie ertrank, wusste der Teltower nach eigener Aussage nicht mehr. „Ich habe auch keine Erinnerung daran, dass ich zur Tankstelle in der Warthestraße gefahren bin und dort Schnaps gekauft habe.“ Beim Heimkommen habe er sich über das heillose Durcheinander im Wohnzimmer sowie über dunkle Flecken, die wie Blut aussahen, gewundert. „Ich habe getrunken. Dann bin ich wohl ins Bett gegangen“, mutmaßte der kleine, grauhaarige Mann. Irgendwann sei er „von einem Haufen Polizisten“ mit lauten Stimmen geweckt worden. „Sie haben mich auf den Boden gedrückt und später in eine Zelle gebracht.“ So richtig zu sich gekommen sei er erst wieder in der Untersuchungshaft, wo er seit dem 21. Juli sitzt. Die Anklage geht davon aus, der Sozialhilfeempfänger habe seine Partnerin, die sich gegen seinen Willen von ihm trennen wollte, unter einem Vorwand in die Wohnung gelockt. Da er sie keinem anderen Mann gönnen wollte, habe er sie aus Eifersucht ermordet (PNN berichteten). Staunend vernahm die Staatsanwältin, das Opfer habe das Messer zuerst gezückt. Auch die Version, den Partner abzustechen, falls er ihr zu nahe komme, war ihr neu. Während des Ermittlungsverfahrens, in dem Eberhard K. ein umfassendes Geständnis ablegte, war von einer derartigen Variante nie die Rede. „Angela B. hatte also Angst vor Ihnen?“, konstatierte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer, Frank Tiemann. Der Angeklagte schaute verwundert. „Ich habe ihr doch nie etwas getan.“ Am nächsten Verhandlungstag, dem 10. Februar, sollen die ersten Zeugen gehört werden. Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false